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Naturschutzgebiet Weißachau


Die südlich des Tegernsees liegende Weißachau ist eine der schönsten Tallandschaften des Alpennordrandes. Ihr besonderer Reiz liegt in den weitflächigen und artenreichen Magerweiden, die durch kleine Bachläufe, Feuchtwiesen und Wälder gegliedert werden. Wie in früherer Zeit wird das gesamte Gebiet auch heute noch extensiv beweidet. Dadurch konnte sich eine außergewöhnlich reichhaltige Tier- und Pflanzenwelt entwickeln. Die Weißachau ist seit 1953 Landschaftsschutzgebiet.



Geologie

Die Weißach entspringt am Achenpaß im Grenzgebiet zu Österreich und mündet in den Ringsee. Auf ihrem Weg in das Alpenvorland hat sich der Oberlauf tief in das bis über 1800 m ansteigende Mangfallgebirge eingegraben. Die Gebirgszüge werden hier von ca. 200 Mio. Jahre alten Gesteinen des Hauptdolomit geprägt. Bei Kreuth ändert die Weißach plötzlich ihren Verlauf und durchbricht in nördlicher Richtung ein west-ost verlaufendes Band aus Plattenkalk, Kössener Schichten und Fleckenmergeln. Diese jüngeren Gesteine bauen im wesentlichen den Wallberg und den Hirschberg auf. Das heutige Bild des Weißachtales entstand jedoch erst während der Eiszeiten, als der Talraum durch den 300-500 m mächtigen Weißach-Gletscher ausgeschürft und schließlich wieder zum Teil mit Schottermassen aufgefüllt wurde. So weitet sich heute das Weißachtal bei Kreuth allmählich auf 1,5 km und öffnet sich schließlich nördlich des Ringbergs in das Tegernseer Tal. Auf den Schotterflächen suchte sich die Weißach in einer weit verzweigten Umlagerungsstrecke ihren Weg zum Tegernsee. Diese Wildflußlandschaft umfaßt das Gebiet der heutigen Weißachau.

 

Fluß- und Besiedelungsgeschichte

Obwohl die ältesten Siedlungsfunde bis in die Jungsteinzeit zurückreichen und Einflüsse keltischer und römischer Kulturen belegt sind, begann erst nach der Gründung des Klosters Tegernsee im Jahr 746 n. Chr. eine langsame, aber systematische Besiedlung des Tegernseer Tals, die erst einige hundert Jahre später auch das Weißachtal erfaßte. Dabei wurden planmäßige Rodungsinseln in die Wälder außerhalb der Aue vorgetrieben, auf denen jeweils ein Hof errichtet wurde. Die freigestellten Flächen wurden von unfreien Bauern teils als Ackerland, teils als Wiesen genutzt, wobei aufgrund der klimatischen Verhältnisse bereits damals der Schwerpunkt in der Grünlandschaft lag. Die Randbereiche der Weißachau dienten als gemeinschaftliche Heimweide außerhalb der Almperiode. Durch Teilung der Höfe entstand in der Folgezeit die typische Weilerstruktur des Alpenvorlandes. Mit der Gründung von Kreuth (Kircheneinweihung 1184) fand diese Inkulturnahme ein vorläufiges Ende. Auch die 1320 eröffnete Handelsstraße über den Achenpaß nach Tirol zog im Weißachtal keine weitere Siedlungstätigkeit nach sich, obwohl sich bald ein reger Handel mit Wein, Öl und Salz entwickelte. Jedoch wurden bereits damals erste Flußverbauungen ( "Wuhre") durchgeführt, um die besonders an Prallhängen gefährdete Straße zu sichern. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts siedelten sich mehrere Mühlen, Säge- und Hammerwerke an der Weißach an. Dies führte zu weiteren Regulierungsmaßnahmen innerhalb der Wildflußlandschaft. Der Beginn des 19. Jh. brachte mit der Säkularisation (1803), den massiven Ausbau der Weißach zum Triftkanal und den nun rasch anwachsenden Tourismus eine entscheidende Wende, die das Landschaftsbild des Talraums bis auf den heutigen Tag prägt. Durch die Auflösung der Benediktinerabtei im Kloster Tegernsee wurden die Bauern von ihrer Hörigkeit befreit. Sie erstritten sich die Besitzrechte an den von ihnen bewirtschafteten Flächen in der Weißachau und schlossen sich 1810 zur Weißachaugemeinschaft zusammen. Diese nutzt das ehemalige Überschwemmungsgebiet der Weißach bis auf den heutigen Tag in Form einer extensiven Beweidung. Etwa zur selben Zeit gelangten die Wälder des Kreuther Tales in den Einflußbereich der neu eröffneten Saline in Rosenheim. Der extreme Holzverbrauch der Saline und die Notwendigkeit das Holz auf den Flüssen zu transportieren ("Holztrift"), führte innerhalb weniger Jahrzehnte zum kanalartigen Ausbau der bis dahin noch weitgehend unberührten Weißach. Auch die seitlichen Zuflüsse wurden von dieser Entwicklung erfaßt und in ein ausgeklügeltes System von "Trift-Klausen" (Wasserrückhaltebecken) umgewandelt, mit deren Hilfe künstliche Hochwasser für die Holztrifft hervorgerufen werden konnten.

Auch nach der Umstellung der Saline auf Torf- und Kohlebetrieb (1867) wurde die Holztrift bis in unser Jahrhundert hinein fortgeführt, da sich inzwischen ein reger Holzhandel mit der Landeshauptstadt München entwickelt hatte. Zwar wurden schon bald negative Folgeerscheinungen sichtbar, wie die Eintiefung des Flußbetts, die Absenkung des Grundwasserspiegels und das Auftreten ungewöhnlich heftiger Hochwasserereignisse, jedoch war die Besiedlung bereits so weit in die Talaue vorgedrungen, daß man sich um 1900 gezwungen sah, weitere Verbauungen an der Weißach vorzunehmen. Im Jahr 1980 wurde vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim eine Rückbauphase eingeleitet. Ziele dieser inzwischen abgeschlossenen Maßnahme waren die Sicherung der Fließstrecke durch naturnahe Bauweisen und eine möglichst weitgehende Renaturierung des Flusses.

Lebensraumtypen

Ohne die extensive Beweidung hätten sich die Auenstandorte der Weißach bis zum heutigen Tag mehr oder weniger dicht bewaldet, da aufgrund der ausbleibenden Überschwemmungen keine frischen, unbewachsenen Pionierflächen mehr entstehen konnten. Diese sind jedoch die natürliche Voraussetzung für die Ansiedlung und Weiterverbreitung zahlreicher Hochlagenpflanzen entlang der alpenbürtigen Wildflüsse, die den heute noch naturnah verbliebenen Tallebensräumen einen besonderen Reiz verleihen. Mit der zunehmenden Beschattung durch aufwachsende Bäume und Sträucher verlieren die zarten, lichtliebenden Pionierpflanzen und Magerrasenarten rasch an Konkurrenzkraft und werden durch Waldarten verdrängt. Diese Entwicklung wurde durch die mit der Flußregulierung einhergehende Grundwasserabsenkung gefördert, da erst jetzt das kräftige Wachstum von Gehölzen möglich wurde. Hier zeigt sich die ausgleichende Wirkung einer extensiv gehaltenen Beweidung des Talraumes. Sie unterdrückt aufkeimende Gehölze, während die dem Boden anliegenden Rosetten und Spaliere der Rasenpflanzen nicht geschädigt werden.

Die Naturverträglichkeit dieser Bewirtschaftungsweise wird durch eine reichhaltige Tierwelt bestätigt, die zahlreiche Arten naturbelassener Biotope beinhaltet. Durch das harmonische Zusammenspiel der extensiven Nutzung mit den natürlichen Entwicklungsprozessen nach der Flußregulierung, entstand in der Weißachau ein ungewöhnlich artenreicher, bayernweit bedeutsamer Lebensraum. Es gilt, diesen auch für die kommenden Generationen zu erhalten. An der Weißach konnten sich bis zum heutigen Tag seltene, an das Wasser gebundene Arten behaupten. Das saubere, nährstoffarme Wasser, das in der dünn besiedelten Tallandschaft kaum Verschmutzungen ausgesetzt war und die Erhaltung naturnaher, flußbegleitender Vegetationsstrukturen boten ihnen eine einzigartige Überlebenschance. So "durchpflügt" auch heute noch der Gänsesäger mit untergetauchtem Kopf das Wasser auf der Jagd nach Fischen. Als Höhlenbrüter nistet er - oft in luftiger Höhe - in alten Bäumen in Ufernähe. Auch der farbenprächtige Eisvogel legt seine Nester in Uferabbrüchen entlang der Weißach an. Dennoch darf nicht übersehen werden, daß diese nur noch in wenigen Paaren vorkommenden Arten bereits einen jahrhundertelangen Existenzkampf führen. Ihr Überleben ist von der Toleranz unserer Generation abhängig. So wurden durch den naturnahen Rückbau der Weißach wieder vielfältige Strukturen und Lebensräume entlang des Flusses bereitgestellt. Die Vorkommen heimischer Fischarten und die Zunahme brütender Wasseramseln beweisen den Erfolg dieser Maßnahmen.

Trockenstandorte

Unterstützt durch häufige, warm-trockene Föhnwetterlagen, entstanden auf den durchlässigen Schottern alter Kiesbänke und Weißacharme Trockenstandorte, die von artenreichen Magerrasengesellschaften besiedelt wurden. Den hohen Anteil alpiner Arten, wie z.B. Silberwurz, Brillenschötchen und Kugelblume, haben sie aus den Pioniergesellschaften der ehemaligen Wildflußlandschaft als Erbe übernommen. Bereits im zeitigen Frühjahr entfachen Schneeheide, Mehlprimel, Schusternagerl, Clusius´ Enzian und zahlreiche Orchideen ein wahres Feuerwerk der Farben, das erst im Herbst mit den blauen und violetten Farbtönen von Deutschem, gefranstem und Schwalbenwurz-Enzian ausklingt. Dank der extensiven Beweidung werden die Rasen kurz und licht gehalten, so daß den kleinwüchsigen Rosetten- und Spalierpflanzen genügend Raum und Licht zum Wachstum bleibt. Als Relikt der ehemaligen Wildflußaue lebt hier die vom Aussterben bedrohte gefleckte Schnarrschrecke, die auf weitgehend offene, trocken-warme Pionierstandorte angewiesen ist. Auch die sonst im Oberland wegen seines rauen Klimas seltene Zauneidechse findet hier einen idealen Lebensraum. Der geringe Weideviehbesatz läßt jedoch an vielen Stellen auch die von der Natur vorgegebene Weiterentwicklung zum Wald zu. Auf den trockenen Schottern entsteht ein Schneeheide-Kiefernwald. Diese lichten Kiefernwälder ermöglichen weiterhin das Wachstum der lichthungrigen Magerrasenarten und dienen gleichzeitig als Rückzugsraum für nicht weide- und trittfeste Arten, wie z.B. die Schneeheide. Sie beherbergen außerdem zahlreiche wärmeliebende Sträucher wie Berberitze und Wolliger Schneeball. Meist geht die Waldentwicklung von Trockengebüschen aus. Diese entstehen oft im Schutz alter Wacholdersträucher, die sich mit ihren nadelspitzen Blättern gegen Weidefraß wehren. Bei Nutzungsauflassung gelingt es den Gebüschen rasch, die Magerwiesen zu erobern. Jedoch werden sie dann ihrerseits von wuchskräftigen, weniger weidefesten Gehölzen überwachsen.

Buchenreiche Wälder

Auf älteren, weiterentwickelten Flußablagerungen konnten sich tiefgründigere und ertragreichere Waldböden ausbilden. Sie tragen lichte Bestände aus Buche, Bergahorn und Esche, die heute mehr oder weniger stark mit Fichte durchsetzt sind. Neben einer Vielzahl von Orchideen (Schwertblättriges und Rotes Waldvögelein, Frauenschuh, Sitterarten, Großes Zweiblatt) haben hier so seltene Tierarten wie Zwergschnäpper, Dreizehen- und Weißrückenspecht und der Alpenbockkäfer eine Heimat gefunden. Diese bayernweit gefährdeten bis stark gefährdeten Arten kommen heute nur noch punktuell in urwaldartigen Laub- und Laubmischwäldern mit hohem Totholzreichtum vor und dokumentieren den hohen Biotopwert der Bestände entlang der Weißach. Infolge der Grundwasserabsenkung nahm der Anteil waldfähiger Standorte innerhalb der Aue beständig zu, wovon die Fichte erheblich profitierte. Deshalb ist es nötig, die extensive Beweidung durch vorsichtige Entbuschungsmaßnahmen zu unterstützen.

Quell- und Kalkflachmoore

Besonders am Rand der Talaue treten stark schüttende Quellaufbrüche mit kalkhaltigem, aber extrem nährstoffarmen Wasser auf. Sie ergießen sich in Bäche, die noch völlig unreguliert ihren Weg bis zur Weißach finden. Die bachbegleitenden, bodennahen Grundwasserströme führten zur Entwicklung von gehölzfreien Quellmooren, die von Sauergräsern beherrscht werden und eine Vielzahl seltener Pflanzenarten enthalten. Sie sind Lebensraum einer reichen Insektenfauna. Insbesondere unter den Libellen findet man verschiedene bedrohte Arten, wie z.B. die Zweigestreifte Quelljungfer. Diese in ihrem Lebensrytmus eng an natürliche, unbelastete Fließgewässer gebundene Art ist auf eine reiche Vegetation innerhalb der Quellbäche angewiesen. In der Weißachau treten noch zahlreiche verschiedene, z. T. ausgesprochen seltene Wasserpflanzengesellschaften auf. Bei stärkeren Schwankungen des Grundwasserstandes gehen die Quellmoorgesellschaften in Pfeiffengraswiesen über, die heute besonders südwestlich Wildbad Kreuth noch große Flächen einnehmen. Diese orchideen- und enzianreichen Rasen sind auf eine regelmäßige Streumahd im Herbst angewiesen.

Pflegemaßnahmen

Die Weißachau, die sich uns heute als vielfältiger, schützenswerter Lebensraum darbietet, ist untrennbar mit der traditionellen Weidenutzung verbunden, die es auch in Zukunft zu erhalten gilt. Zusätzlich notwendige Pflegemaßnahmen beschränken sich auf eine Fortführung der landschaftspflegerischen Arbeiten, die früher von den Hirten erfüllt wurden, sowie auf den Ausgleich standörtlicher Veränderungen, die sich durch den salinären Ausbau der Weißach ergaben. Daneben soll das Gebiet auch weiterhin für Besucher und Erholungssuchende offen stehen. Vorrangige Ziele sind dabei:

  • der Erhalt bzw. die Wiedereinführung der extensiven Beweidung der Flächen
  • die Extensivierung bzw. die Aushagerung von Teilbereichen zur Vermehrung des Blütenreichtums
  • die Offenhaltung brachgefallener Streuwiesen durch Wiedereinführung der regelmäßigen Herbstmahd
  • die Entbuschung unterbeweideter und aufgelassener Teilbereiche
  • die Auflichtung dichter Gehölz-Verjüngungshorste innerhalb der Wälder und Trockenbuchstadien auf wenig entwickelten Schotterböden
  • die Erhaltung bzw. Wiederherstellung lichter, laubholzreicher Wälder mit hohem Totholzanteil auf den weiterentwickelten Auenböden
  • die Tourismuslenkung in den empfindlichen Bereichen der Trockenrasen, Schneeheide-Kiefernwälder und Feuchtwiesen bzw. Flachmoore.

Die Wirksamkeit und der Erfolg aller Bemühungen sind auch von Ihnen und von Ihrem Verhalten abhängig. Naturschutz ist nicht nur eine Aufgabe der Fachverbände und -behörden. Mit offenen Augen und einem achtsamen Gespür können auch Sie dazu beitragen, uns allen und den nachfolgenden Generationen eine artenreiche Natur und eine liebens- und lebenswerte Heimat zu erhalten.

Herausgeber: Landratsamt Miesbach

Die Weißachau

Die Bedeutung als Nacherholungsgebiet der einheimischen Bevölkerung

Die Weißachau bietet durch die sehr gute Erschließung und Nähe zu den umliegenden Ortschaften eine ideale Voraussetzung, um sich dort vielseitig beschäftigen und erholen zu können. So nutzen viele Einheimische die Au als Gebiet für Wanderungen entlang der Dammwege oder auch der Forststraße um die einmalige Natur dort zu genießen. Die Weißachau bietet eine große Artenvielfalt, die zu jeder Jahreszeit ihre Reize hat. Während der Sommermonate nutzen zahlreiche Ansässige die Weißach als Badegelegenheit. Hierbei finden sie optimale Bedingungen vor, da der Fluß eine große Anzahl an Kiesbänken und Wiesenstücken bietet, welche die Leute nutzen können. Aber auch Hundebesitzer, die ihren täglichen Spaziergang mit ihrem Vierbeiner machen, sind hier anzutreffen. Jogger und Mountainbiker, die vor allem den jüngeren Generationen angehören, finden in der Weißachau eine gute Gelegenheit ihren Sport in der Natur auszuführen. Die Wege sind in einem sehr guten Zustand. Hinzu kommt, daß der gesamte Wegverlauf eben ist. Dies schätzen die älteren Generationen besonders. Sie können in der Au nahezu mühelos und ohne größere Anstrengungen Wanderungen und Spaziergänge unternehmen. Auch Mütter mit ihren Kinderwägen genießen die Qualität der Erschließung. Einheimische Reiter sind in der Au ebenfalls anzutreffen.

Die Bedeutung für den örtlichen Tourismus

Da das gesamte Tegernseer Tal mehr oder weniger vom Tourismus lebt, ist es sehr wichtig, den Gästen Attraktionen verschiedenster Art zu präsentieren. Mit der Weißachau ist ein Stück ganz besondere Natur erhalten geblieben. Die angrenzenden Gemeinden Kreuth und Rottach - Egern beziehen die Au zum Teil in ihre Urlaubsprogramme mit ein. So gibt es zum Beispiel Sommer wie Winter Pferdekutschenfahrten durch das Gebiet. Dies stellt natürlich eine besondere Attraktion für die Feriengäste dar. Aber auch geführte Wanderungen werden veranstaltet. Natürlich nutzen die Gäste die Weißachau zu den gleichen Aktivitäten wie in Punkt 3.1 beschrieben. In Zeiten von Wellness und Abenteuerurlaub werden die Ansprüche an einen Ferienort oder ein Feriengebiet wie das Tegernseer Tal immer größer. Es müssen daher umso mehr Angebote bereitgestellt werden, um gegenüber anderen Regionen konkurrenzkräftig zu bleiben. Die Weißachau stellt ein ideales Betätigungsfeld für alt und jung dar und liefert somit ein wichtiges Element für den örtlichen Tourismus, ohne die Landschaft im großen Stil zu verändern oder sogar zu zerstören.

Der Naturraum Weißachau- Relief und Klima

Relief und Geomorphologie

Das Gebiet rund um die Weißachau liegt im Bereich des Bayerischen Alpenvorlandes im Norden und der nördlichen Kalkalpen im Süden. Im Norden liegt das Tegernseer Tal mit dem eiszeitlich entstandenen Tegernsee mit einer Meereshöhe von 725 m ü. NN. Die Weißach entwässert am Seeabschnitt Ringsee in den Tegernsee. Im Süden erstreckt sich das Weißachtal von der Landesgrenze am Achenpaß (940 m ü. NN) ca. 20 Kilometer bis hin zum Tegernsee. Die Meereshöhen erstrecken sich im beschriebenen Gebiet von ca. 720 m ü. NN bis knapp 1900 m ü. NN an den umliegenden Berggipfeln.

Klima

Die nachfolgenden Ergebnisse begründen sich auf Durchschnittswerte aus den Jahren 1951 bis 1980 der Klimameßstationen Kreuth und Rottach-Egern.

(Quelle: Deutscher Wetterdienst, München, Klimaabteilung)

Durch die Lage am Alpennordrand, dem niederschlagsreichsten Gebiet der Bundesrepublik Deutschland und Höhenlagen von 748 m ü. NN (bei Oberach) bis 780 m ü. NN (bei Kreuth) ergeben sich für das Weißachaugebiet extreme klimatische Verhältnisse

Temperatur

Die Durchnittstemperaturen für das Gebiet liegen im Jahresmittel bei 6,4 bis 6,5 °C. Das Temperaturmaximum liegt bei 15,5 °C regelmäßig im Juli, das Temperaturminimum bei -2,3 °C im Januar. Im Durchschnitt tritt an 140 Tagen im Jahr Frost auf. Durch die lang anhaltende Schneedecke mit ihrer isolierenden Wirkung, werden die negativen Auswirkungen des Frostes auf die Vegetation gemildert. Allerdings bedingen die häufig auftretenden Früh- und Spätfröste eine deutliche Auslese im Artenspektrum. Sichere frostfreie Monate sind nur Juli und August. Die Vegetationsperiode beginnt Ende März und endet Anfang bis Mitte September. Sie dauert im Schnitt 164 Tage pro Jahr.

Einen wichtigen Klimafaktor im Untersuchungsgebiet stellt der Föhn dar. Er macht sich in Form von warm und trockenen Fallwinden aus südlicher Richtung hauptsächlich im Frühjahr und Herbst bemerkbar. Bedingt durch den Föhnwind tritt oft eine beeindruckend weite Fernsicht auf. Mit dem Föhn kommt es zu einer starken Erwärmung, die sich bei Nachlassen der Winde schnell in eine merkliche Abkühlung der Temperatur auswirkt. Im Frühjahr werden die Schneemassen mit Hilfe des Föhnes schneller zum Schmelzen gebracht und es wird bald vorsommerlich warm. Vor allem im Herbst ist es oft angenehm, wenn einem der Föhnwind noch einige milde Tage beschert.

Durchschnittlicher Temperaturverlauf im Jahr (1951-1980)

Durchschnittlicher Temperaturverlauf im Jahr (1951 - 1980)


Niederschläge

In Kreuth fallen im Jahresmittel etwa 1924 mm Niederschläge. In Rottach–Egern ist die Menge deutlich geringer, aber immer noch doppelt so hoch wie beispielsweise in München. Dies verdeutlicht sehr genau, wie schnell die Niederschlagsmengen mit zunehmender Höhenlage und Alpennähe ansteigen. Die Niederschläge im Gebiet sind meist nur von kurzer Dauer, aber dafür sehr heftig. Es gibt Tage an denen es 140-180 mm regnet. Das ist 1/9 des gesamten Jahresniederschlags. Man kann sich nur schwer vorstellen, welche Mengen an Niederschlag hier in kürzester Zeit auftreten können. Diese Mengen führen oftmals zu Problemen, da sie natürlich nicht mehr vom Boden aufgenommen werden können und dann Oberflächenschäden durch ihren extrem schnellen Abfluß verursachen. Das Weißachautal ist gekennzeichnet durch sehr niederschlagsreiche Sommer mit einem Maximum von 244 mm im Monat Juli und Trockenheit im Winterhalbjahr. Die niederschlagsärmsten Monate sind Februar, März und Oktober. Hervorgerufen durch die Höhenlage und die Alpennähe fällt ca. 1/3 des Niederschlags in Form von Schnee. Eine geschlossene Schneedecke von Oktober bis März ist möglich. In Kreuth liegt an 110 Tagen im Jahr, was ungefähr 4 Monaten entspricht, eine geschlossene Schneedecke von mehr als 10 Zentimetern Höhe. Die durchschnittliche Schneehöhe erreicht regelmäßig im Februar mit 59 cm ihr Maximum.

Durchschnittliche Niederschlagsmengen pro Jahr (1951-1980)

Durchschnittliche Niederschlagsmengen pro Jahr (1951-1980)


Geologische Standortsverhältnisse

Wenn man die geologischen Verhältnisse eines Flußtales betrachten will, muss zwangsläufig auf die Geologie im Einzugsgebiet eingegangen werden, da die Gesteinsfracht, die der Fluß mit führt, von den umliegenden geologischen Verhältnissen bestimmt wird. Die Weißach befindet sich in der ostalpinen Zone der Nördlichen Kalkalpen und ist tief in das dort entstandene Mangfallgebirge eingeschnitten. Durch mehrfache Hebungs-, Senkungs-, und Faltungsvorgänge während der variszischen und der alpiden Gebirgsbildungsphase, haben sich in den Ostalpen ältere Gesteinsschichten in Richtung Norden über jüngere Gesteinsschichten geschoben und die heutigen Gebirgsstöcke im Einzugsgebiet der Weißach mit bis zu 1825 m hohen Gipfeln geschaffen.

Man kann das Gebiet der Weißach von Süd nach Nord in drei Einheiten einteilen

Die erste Einheit ist im oberen Weißachtal zwischen Achenpaß und Wildbad Kreuth zu nennen. Hier sind die Gebirgsstöcke fast einheitlich aus dem im Trias entstandenen Hauptdolomit aufgebaut. Der Hauptdolomit bildet eines der ältesten Gesteine in diesem Gebiet. Einige punktuelle Vorkommen von Moränenmaterial der Würmeiszeit entlang der Seitentäler unterbrechen den gleichförmigen Aufbau. Der Schildenstein bildet in dieser Einheit die höchste Erhebung. Die zweite Einheit liegt auf der Höhe des Kreuther Ortsbereichs. Der Hauptdolomit wird hier durch ein West-Ost verlaufendes Band aus Plattenkalk, Kössener Schichten und Fleckenmergeln unterbrochen. Diese Gesteine sind bereits im späten Trias und Jura entstanden. Das Band wird durch die im Westen liegenden Gipfel von Hirschberg und Roß- und Buchstein und die im Osten liegenden Gipfel von Wallberg, Setzberg und Risserkogel eingegrenzt. Die genannten Erhebungen befinden sich im Bereich von ca. 1600m ü. NN bis 1800m ü. NN. Die dritte Einheit wird durch ein weiteres Gesteinspaket bestehend aus Hauptdolomit an den Nordflanken von Hirschberg und Wallberg auf Höhe des Ringberges gebildet. Dort befindet sich ein von Westen nach Osten verlaufendes schmales Band aus Partnachschichten, Muschelkalk und Raibler Schichten. Sie entstanden im frühen Trias und bilden somit die ältesten Gesteinstypen im Einzugsgebiet der Weißach. Anschließend durchschneidet das Weißachtal am nördlichen Rand der Alpen noch einmal ein quer verlaufendes Band aus jüngeren Fleckenmergeln, die mit Streifen aus Kössener Schichten und Hauptdolomit durchsetzt sind. Den Übergang zur voralpinen Flyschzone bildet eine Schicht aus ungegliedertem Cenoman, eine Gesteinsschicht aus der Kreide. Der Flyschgürtel, der sich von Ost nach West quer über den Tegernsee zieht, ist geprägt von runden bewaldeten Hügeln wie unter anderem Luckenkopf, Semmelberg und Neureuth. Die Erhebungen reichen von 1100m ü. NN bis ca. 1300m ü. NN. Will man die Geologie an der Weißach genau kennen lernen, ist es natürlich unerläßlich auch auf die eiszeitlichen Veränderungen in dem Gebiet einzugehen. Sie bestimmen die heutigen geologischen Bedingungen an der Oberfläche. Das Tal der Weißach, das ursprünglich ein V-förmiges Tal gewesen sein muss, wurde durch die Eiszeiten im Quartär überprägt und morphologisch stark verändert. Die Eismassen des Inntalgletschers stießen während der vier großen Eiszeiten, gespeist durch den Gletscher der Zentralalpen, über die Achenseefurche bis zur so genannten Kaiserwacht vor. Das meiste Eis floß von hier aus in das Tal der Walchen in Richtung Isartal und nur ein geringer Teil des Ferngletschers gelangte über das Söllbachtal und Weißachtal in Richtung Tegernsee. Achenseefurche bis zur so genannten Kaiserwacht vor. Das meiste Eis floß von hier aus in das Tal der Walchen in Richtung Isartal und nur ein geringer Teil des Ferngletschers gelangte über das Söllbachtal und Weißachtal in Richtung Tegernsee.

In den Kaltzeiten sank die Schneegrenze um 1200 m auf etwa 1500 m ü. NN ab. An den Nord- und Osthängen der Kreuther Berge (1500 m bis 1800 m ü. NN) bildeten sich kleine lokale Gletscher, die sich dann mit dem Ferngletscher im Weißachtal vereinigten. Anhand der Moränenablagerungen kann die Höhe des Weißachgletschers während der Würmeiszeit auf ca 1000 m bis 1200 m ü. NN geschätzt werden. Diese etwa 300 m bis 500 m mächtige Eisdecke formte das ehemalige V-förmige Weißachtal mit all ihrer Macht seitwärts und die Tiefe aus. So entstand ein übertiefes, U-förmiges Gletschertal. Der Gletscher transportierte mit seinen Moränen Gesteinsmaterial in Richtung des Tegernsees. Auf der Höhe des heutigen Ortsberreichs Rottach-Egern, vereinigte sich der Weißachtalgletscher mit den Eismassen die aus dem südlich gelegenen Rottachtal vorstießen. Die vereinten Eismassen formten durch die Schubrichtung nach Norden eine Senke aus. Der Tegernsee war entstanden. Als Endmoräne hinterließ der Gletscher einen großen Wall, der heute den Gmunder Berg darstellt. Das Seebecken füllte sich anschließend mit dem Schmelzwasser des Gletschers. Der damalige Seespiegel lag ungefähr 15 m höher als heute. Erst nach einiger Zeit durchbrach das Wasser die Endmoräne bei Gmund. Jetzt hatte der See einen natürlichen Abfluß, die heutige Mangfall. Das übertiefe Weißachtal füllte sich mit Postglazialschotter, den das Eis frei gegeben hatte, teilweise wieder auf. Es entstanden große Schotterflächen, in welchen sich die Weißach nun ihren Weg suchte. Mit der Zeit transportierte sie große Mengen Geröll in Richtung Tegernsee und formte dadurch ihr Flußbett durch Eintiefung in den Schotter. Es bildeten sich im Osten und Westen Terassenkanten, die den heutigen Boden der Weißach bestimmen. Die Weißach transportiert auch heute noch nicht unerhebliche Mengen an erodiertem Material aus dem Gebirge zum Tegernsee. Das meiste Material liefert sie bei Hochwasserereignissen wie zum Beispiel in den Jahren 1999 und 2002. Die Geschiebefracht wird an der Weißachmündung regelmäßig in Form von Kiesabbau entnommen. Es werden jährlich ca. 4400 Kubikmeter Kies genutzt.

 

Vegetation


Allgemein

Die Beschreibung der Vegetation in der Weißachau ist aufgrund der verschiedenen und zum Teil sehr unterschiedlichen Einflüsse auf die Standorte schwierig. Es haben sich hier zahlreiche Sonderstandorte gebildet. Im folgenden soll eine grobe Übersicht über die wichtigsten Vegetationsverhältnisse gegeben werden. Man muß dabei unterscheiden zwischen Standorten mit anthropogenem und weitgehendst natürlichem Einfluß. Ein wichtiger Faktor in der Weißachau ist die seit langer Zeit praktizierte extensive Beweidung durch die anliegenden Bauern der Weißachaugemeinschaft. Sie beschicken die vorhandenen Wiesenflächen jährlich mit Vieh. Nur durch die Beweidung ist es möglich, die seltenen Standorte der noch jungen Böden vor der Bewaldung zu sichern. Durch die Eindeichung der Weißach und der damit nicht mehr stattfindenden Überschwemmungen, würden sich die Böden immer weiter entwickeln und der Pioniercharakter ginge dadurch verloren. Darum ist die Beweidung das entscheidende Mittel, die zahlreichen Pionierarten zu erhalten. Auf solchen Flächen siedeln sich verschiedene Hochlagenpflanzen an, die der Weißachau einen besonders reizvollen Charakter verleihen. Nachfolgend sollen einige der wichtigsten Standorte aufgezeigt werden.

Trockenstandorte

Sie entstehen in Form von artenreichen Magerrasengesellschaften. Dort sind alpine Arten wie die Silberwurz, die Kugelblume oder das Brillenschötchen heimisch. Im Frühjahr entfachen sich dann Arten wie Mehlprimel, Schusternagerl und zahlreiche Orchideen wie zum Beispiel der Frauenschuh. Im Herbst erscheinen Deutscher-, Gefranster- und Schwalbenwurzenzian. Auf einigen Stellen, die weniger stark beweidet werden, entstehen Trockengebüsche mit Sträuchern wie der Berberitze, dem Wolligen Schneeball und dem Wacholder.

Buchenreiche Wälder

Auf Böden älterer und damit weiter entwickelter Flußablagerungen, entstehen tiefgründigere und ertragreichere Waldböden, die in Verbindung mit der jeher schon stattfindenden forstlichen Nutzung kleinflächig verschiedenste Walgesellschaften entstehen ließen. Unter anderem findet man buchenreiche Mischbestände. Sie tragen lichte Bestände aus Buche, Esche, Bergulme, Kiefer und Bergahorn, die mit zahlreichen Fichten durchmischt sind.

Quell- und Kalkflachmoore

Am Rand der Talaue treten verstärkt stark schüttende Quellaufbrüche mit extrem nährstoffarmem und kalkhaltigem Wasser auf. Sie entwässern über zahlreiche Seitenbäche, die sich teilweise noch völlig unreguliert ihren Weg bis zur Weißach suchen. Die bodennahen Grundwasserströme führten zur Entwicklung von gehölzfreien Quellmooren, die von Sauergräsern beherrscht werden. Auf diesen Standorten findet man ebenfalls wieder eine Vielzahl seltener Arten. Treten stärkere Schwankungen des Grundwasserspiegels auf, so gehen die Quellmoor-gesellschaften in Pfeifengraswiesen über. Auf ihnen findet man orchideen- und enzianreiche Rasen, die auf eine regelmäßige Streumahd im Herbst angewiesen sind.

Besonderheit Schneeheide- Kiefernwald

Der Schneeheide–Kiefernwald stellt eine besondere Waldgesellschaft dar. Er ist eine Pioniergesellschaft, die sich nur auf sehr nährstoffarmen und jungen, d.h. wenig entwickelten Böden einstellt und auch nur hier konkurrenzfähig gegenüber anderen Arten ist. Flüße haben normalerweise eine stark erodierende und umlagernde Wirkung auf den Boden im Ufer- und Auenbereich, wodurch immer wieder Rohböden entstehen. Da es aber durch die vermehrten Verbauungen und Eindeichungen der Flüße immer weniger dieser Standorte gibt, findet man solche Wälder nur noch auf wenigen Flächen. An der Weißach sind einige der Flächen noch erhalten. Auf Terassenschottern der ehemaligen Überschwemmungsgebiete findet man verschieden ausgeprägte Formen des Schneeheide - Kiefernwaldes. Durch das schnell versickernde Regenwasser in den groben Schotterflächen und das Fehlen des Grundwasseranschlusses, ist die Wasserversorgung der wenig entwickelten Böden mit geringer Speicherkapazität sehr angespannt. Die Kiefer ist somit die konkurrenzkräftigste Baumart. Der hohe Kalkgehalt der Schotter verhindert durch die Pufferwirkung von Calcium und Magnesium, daß sich die Böden schnell weiter entwickeln. Die Schneeheide begleitet als wintergrünes Zwergstrauchgewächs den lichten Kiefernwald. Sie erkennt man besonders leicht während ihrer Blütezeit durch die auffällig rot-rosa gefärbten Blütenstände. Der wichtigste Faktor dürfte aber die Beweidung der Flächen sein, da hierdurch eine Verbuschung und damit Weiterentwicklung hin zu dichteren Waldbeständen verhindert wurde. Darum rät der Naturschutz, die extensive Beweidung der Weidegemeinschaft unbedingt weiter zu führen und auf jegliche Düngemaßnahmen zu verzichten.

Quelle: Aus der Diplomarbeit vom Biller Lorenz