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Bergsteigerdorf


Bergsteigerdörfer: Was sind das?

Bergsteigerdörfer sind kleine Gemeinden im Alpenraum, die ihre Entwicklung auf sanften Tourismus und Naturschutz ausgelegt haben. Natur und Naturerlebnis werden dort groß geschrieben, ebenso wie Bergsport, regionale Wertschöpfung und gelebtes Brauchtum. Dadurch sind Bergsteigerdörfer Vorzeigeorte für eine alternative Tourismusentwicklung im Alpenraum.

Das oberste Ziel der Bergsteigerdörfer ist: Förderung naturnaher, ressourcenschonender und nachhaltiger Tourismusformen.

Die Initiative wurde 2005 durch den Österreichischen Alpenverein ins Leben gerufen, inzwischen sind auch die Alpenvereine in Deutschland, Südtirol und Slowenien dabei.

Bergsteigerdörfer müssen einen umfangreichen Kriterienkatalog erfüllen. In Österreich gibt es derzeit 20 Bergsteigerdörfer, in Deutschland sind es mit Kreuth vier, in Südtirol eines und in Slowenien eines. Infos zu Bergsteigerdörfern

Am 13. Juli 2018 wurde bei einer Feier auf der Königsalm Kreuth formell die Auszeichnung als Bergsteigerdorf verliehen.

 

Bergsteigerdorf Kreuth

Bergsteigerdorf Kreuth


Warum ist Kreuth ein Bergsteigerdorf?

Große Flächen von Kreuth sind geschützte Landschaften, wie z. B. das Landschaftsschutzgebiet Weißachauen.
Schutzgebiete sind das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Mangfallgebirge, das Vogelschutzgebiet Mangfallgebirge sowie das RAMSAR-Schutzgebiet (Bayerische Wildalm). Schutzzone C des Alpenplans des Bayerischen Landesentwicklungsprogramms.

Kreuth bietet eine herrliche Kulturlandschaft die seit Jahrhunderten von Landwirten gepflegt wird, Almen, die "offen" gehalten werden und nicht zuwachsen. Aber auch regionale Erzeugung, Vermarktung und Vertrieb von Lebensmitteln.

Bergerlebnisse von der einfachen Wanderung bis zur Kletterwand mit Schwierigkeitsstufe X.
Bergerlebnis zu jeder Jahreszeit (Wandern, Klettern, Skitouren, etc.).
Bergführer stehen in der näheren Umgebung zur Verfügung.
Kreuth ist Teil des DSV-Nordic-Aktiv-Ausbildungszentrums Tegernseer Tal, es liegt an der Via Alpina und am Fernwanderweg Tegernsee-Sterzing.

Der Tourismus lebt im Einklang mit der Natur, denn die Natur ist DAS Erlebnis in Kreuth, dazu nachhaltige Tourismusentwicklung in den vergangenen Jahrzehnten. Keine Naturzerstörung für Tourismusanlagen z. B. durch Liftanlagen oder Hotels. Dazu der interaktive Erlebnisweg zur Sensibilisierung von Kindern und deren Eltern für das Thema "Natur". Das Warmbad wird seit Jahren durch Solarabsorber beheizt und große Anstrengungen werden im Klimaschutz unternommen.

Kreuth ist die Urlaubsregion für Individualtouristen und Familien, hier gibt es keinen Massentourismus. Unsere Tourismusbetriebe sind klein struckturiert: Ferienwohnungen, Privatvermieter, Gästehäuser, nur 2 Hotels. 20 Betriebe über 10 Betten, 89 Betriebe bis zu 9 Betten. Die Tourismusbetriebe sind ausgerichtet auf Gäste allen Alters, vor allem aber auf Naturliebhaber und Familien. Und trotzdem hat Kreuth ein großes touristisches Angebot mit einem breit gefächerten Angebot an Übernachtungsbetrieben, an Gastronomiebetrieben und viele touristische Attraktionen.

Dank strenger Bauvorschriften hat sich Kreuth ein einheitliches Ortsbild erhalten und dank großer Zurückhaltung bei der Ausweisung von Bauflächen gibt es keine Zersiedlung der Landschaft.

Kreuth pflegt Tradition und Brauchtum
Trachtenvereine, die Musik und Tanz pflegen, Vereinsfeste und Veranstaltungen. Die älteste Leonhardifahrt Bayerns, dazu werden auch die kirchlichen Traditionen gepflegt.

Kreuth ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert.
Im Frühling, Sommer und Herbst: Wandern, Klettern, Mountainbiken, Schwimmen, etc.
Im Winter: Schifahren, Schitouren, Langlauf, Rodeln, Winterwandern, Schneeschuhwandern, Eisstock, etc.

Siegelverleihung

Siegelverleihung auf der Königsalm


Am Freitag den 13. Juli 2018 war bei einer sehr schönen und harmonischen Feier die Siegelverleihung fürs Bergsteigerdorf auf der Königsalm.

Mit dem neuen Bersteigerbus wurden die geladenen Gäste nach Wildbad Kreuth gebracht, dort eröffneten die Schüler der 1. und 2. Klasse der Grundschule Kreuth die Feier mit bairischen Liedern. Dazu gab es auch noch eine Stärkung für Leib und Seele, dafür sorten die Kaserei und die Heimatführerin, sie erzählte geschichtliches über Wildbad Kreuth. Die meisten der Festgäste machten sich nun auf den zweistündigen Marsch zur Königsalm auf, bei der Fischerei gab es gleich nocheinmal eine Stärkung mit Fischspezialitäten, aber dann ging es übern Gernberg zur Geißalm. Auch die Staatsminister Aigner Ilse und Huber Marcel ließen sich nicht lumpen und marschierten mit.

 


Schon von weitem hörten wir Weisenbläser mit ihren bairischen Stückln und der Kreuther Kirchen/Bergsteigerchor empfing uns mit einem Jodler. Die Bedienungen der Kaserei versorgten uns mit Getränken und appetitlichen Happen für den ersten Hunger. Die Heimatführerin erzählte von der Königsalm und dann wurden viele Reden geschwungen, Glückwünsche überbracht, Förderschecks und launige Geschenke überreicht. Zwischendurch spielte d'Musi und sang der Chor. Nach dem offiziellen Teil wurden wir von der Belegschaft der Kaserei mit einem Mittagessen versorgt, da kann man nur gratulieren.

 


Durch das Programm führte der DAV-Vizepräsident Hanspeter Mair.
Anwesend war die Hausherrin I.K.H. Herzogin Helene in Bayern, selbstverständlich Bürgermeister Bierschneider und der Gemeinderat, der Bürgermeister der Partnerschaftsgemeinde Achenkirch. Wirtschaftsminister Pschierer brachte einen Scheck über 30.000 Euro für Marketingmaßnahmen mit, Umweltminister Huber für nachhaltigen Naturtourismus 84.000 Euro, Aigner Ilse, Staatsministerin für Wohnen, Bau und Verkehr und Stimmkreisabgeordnete, Bundestagsabgeordneter Radwan, hochrangige Vertreter des Alpenvereins, der Präsident des Landesamtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, Bauer Wolfgang brachte als Überraschungsgeschenk die Neuauflage des neuen Kartenblattes "Kreuth" aus der Serie der Wanderkarten des DAV "Bayerische Alpen": "Hier bildet Kreuth den Mittelpunkt!"

Erfrischende und nette Glückwünsche kamen von den Bürgermeistern der Bergsteigerdörfer Ramsau, Sachrang und Schleching. Der Ramsauer bemerkte zum Minister Pschierer "Wir haben bei der Ernennung nur 10.000 Euro gekriegt." Diese Anspielung wollte der Minister nicht auf sich sitzen lassen und sagte prompt zu, dem neuerlichen Antrag auf Förderung der Gemeinde Ramsau zuzustimmen. Die drei hießen Sepp in ihrem Verein willkommen und fügten an ihn gerichtet hinzu: "Du bist noch nicht am Gipfel".

 


Und zu guterletzt die Partnerbetriebe, die dieses Projekt mit Leben erfüllen dürfen, sollen, müssen.

 

 

Die Reden geschwungen, die Mitbringsl überreicht, jetzt wurden die Vertragspapiere vom DAV-Vizepräsident Erlacher Rudi, ein geborener Kreuther, und Kreuths Bürgermeister Bierschneider Sepp unterzeichnet.

Nun ist es amtlich:

Kreuth das Bergsteigerdorf

 


In allen Reden wurde besonders der "naturverträgliche Tourismus" hervorgehoben. Der Bürgermeister schwärmte von "unserer wunderbaren Landschaft, der intakten Natur, unserer Baukultur, unserer Sprache und das Brauchtum, das bei uns von innen heraus gelebt wird". Kreuth wird gern belächelt, es sind ja nur die von da hint, aber: "wer zuletzt lacht, lacht am Besten" und das sind dann wir!

 


Auf den Heimweg machte sich dann jeder wann und wie er wollte. Auf diesem Weg stellte meine Enkelin immer wieder fest: "Oma, bei uns is einfach schee!"

 

Gästehaus Winkler Ihr Bergsteigerdorf-Partnerbetrieb

Gästehaus Winkler Ihr Bergsteigerdorf-Partnerbetrieb

Das Gästehaus Winkler hat sich beim DAV (Deutscher Alpenverein) als Bergsteigerdorf-Partnerbetrieb beworben und wurde als Kooperationspartner angenommen.

Dies sind die Prämissen:
Das Gästehaus Winkler vertritt die Ideale und die Philosophie der Bergsteigerdörfer und vermittelt diese auch den Gästen. Es unterstützt und stärkt dadurch auch die Initiative der Bergsteigerdörfer.

Zu dieser Philosophie gehören:
Bewegung aus eigener Kraft,
Genuß auf hohem Niveau,
Nähe ohne Respektlosigkeit,
Anregung ohne Hektik,
Belebtheit ohne Lärm.
Dazu stehen Ihnen in den Ferienwohnungen während Ihres Aufenthalts im Gästehaus Winkler Broschüren, Kartenmaterial, Rad- und Wanderkarten, Tourenvorschläge, Busfahrpläne, TegernseeCard u.a. für die freie Busfahrt im ganzen Landkreis Miesbach), Informationen über Natur, Geschichte und Geschichten über den Ort und seine Umgebung zur Verfügung.

Das Gästehaus Winkler achtet auf eine umwelt- und ressourcen-schonende Betriebsführung.

Schon seit 2004 haben wir eine Solaranlage zur Warmwasserbereitung auf dem Dach, im Keller steht der 400 l Wassertank. Dadurch sparen wir im Sommer enorm an Heizmaterial. Auch im Winter bei schönem Wetter (wenn kein Schnee auf dem Dach liegt) steigen die Wassertemperaturen gleich um ein paar Grad an. Im Heizungskeller ist auch der Trockenraum für feuchte/nasse Bekleidung und Schuhe unserer Gäste.
Dazu haben wir auch ein Schi-Eck und eine Radlschupf, sowie einen Getränkekeller für Ihren Durst.
Beim Frühstückskorb gibt es keine Portionsverpackungen; der Müll wird getrennt, fünf verschiedene Mülltonnen stehen dafür zur Verfügung.

Das Gästehaus Winkler verwendet Produkte und Dienstleistungen aus der Region und fördert die regionalen Wirtschaftskreisläufe.

In den Ferienwohnungen können Sie einen Frühstückskorb dazu bestellen.
Bis auf Kaffee, Tee und Orangensaft, die wir aus Fair Trade und Bio bekommen (Fein- und Naturkost Monika Hagn), sind unsere Produkte aus der Region:
Bayrische Bauernmilch aus der Region Tegernsee/Schliersee (gentechnikfreie Fütterung);
Butter (gentechnikfreie Fütterung) vom Molkereivertrieb Miesbach;
Marmelade selbst gemacht aus den Früchten der Saison;
Honig vom Bauern/Imker Mühlauer aus Kreuth-Riedlern;
Wurst, Metzgerei Killer, Wall;
Käse von meinem Neffen Toni, Dersch, Bauer in Rottach-Ellmau;
Eier von freilaufenden Hühnern vom Bauern Beham aus Hausham;
Semmel und Brot von der Bäckerei Sanktjohanser, Kreuth;
Sonn- und Feiertags selbstgebackener Kuchen (nur hochwertige Zutaten wie Butter, Mehl Type 1050 von der Leitzachmühle, LK. Miesbach, selbst gemachter Vanillzucker aus Rohzucker und Vanillschoten, kein Aroma).
Blumen im und am Haus von der Gärtnerei Nachmann in Kreuth-Brunnbichl.
In jeder Ferienwohnungr gibt es eine handgemachte Seife (aus der Hobbywerkstatt meiner Nichte Martina), ohne jegliches Haltbarkeitsmittel und darum auch nur bis zu einem Jahr haltbar.

In unseren Wohnungen ist sehr viel Holz, bayrische Fichte - Natur, genauso sind unsere Möbel aus Vollholz, keine Spanplatten, keine billige Fabrikarbeit aus Fernost; alles vom Kreuther Schreiner Wiesner in Handarbeit gefertigt.

Was gibt es extra im Gästehaus Winkler als Bergsteigerdorf-Partnerbetrieb?

Täglich das Weißachblattl mit Wetterbericht und Veranstaltungen, im Winter mit Lawinenbericht.

Vorteil für Alpenvereinsmitglieder:
10 % Ermäßigung bei Übernachtungen in der Ferienwohnung
Die Ermäßigung gilt nur bei Direktbuchung beim Gästehaus Winkler, die Mitgliedschaft in einem Alpenverein muß bei der Buchung angegeben werden. Bei der Ankunft bitte pro Person einen gültigen Alpenvereinsausweis (Projektpartner DAV, ÖAV, AVS oder PZS) unaufgefordert vorlegen.

Wer sind Ihre Gastgeber?
Wir sind bairische Gebirgler und unsere Sprache ist bairisch und so reden wir auch. Unsere Berg sind nicht krafttrotzend und bedrohlich und sie erdrücken uns auch nicht. Im Gegenteil, sie sind lieblich, bis weit hinauf mit Wald bewachsen, davon haben wir unsere saubere gesunde Luft, und trotzdem haben sie auch Schroffen und Kanten. Und so sind auch wir.

Im Sulzbacher Kalender von 1862 steht:
"Kreit (Kreuth), ein Pfarrdorf mit 48 Häusern und 312 Einwohnern, liegt in einem freundlichen Thalkessel, der von schön geformten Bergen gebildet wird. Zur Rechten ragt schroff der 4975 b. F. hohe Leonhardstein empor, dessen Spitze ein eisernes Kreuz schmückt; zur Linken lagern sich auf grünen Matten die Häuser-Gruppen von Mühlau, Wieden und Riedlern und darüber hin erhebt sich zu einer Höhe von 5871 F. der Setzberg mit seinen Alpenhütten."
Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

Alpiner Werdegang eines Bergdorfes

Alpiner Werdegang eines Bergdorfes

Das Weißachtal war schon vor Jahrtausenden von Saumpfaden durchzogen, auf dem Säumer (Händler der damaligen Zeit) ihre Waren über das Gebirg von einem Land zum Andern brachten. An diesen Wegen haben sie auch ihre Heiligtümer errichtet.

Schon vor dem großen Alpenbeben (ca. 2-3000 vor der Zeitrechnung) führte ein Saumpfad vom Isartal kommend über den Leonhardsteinsattel durch die Weißach über Riedlern zum Hafnerstein (zwischen Wallberg und Setzberg), dann hinunter zur Sieblalm und weiter zum Wechsl. Von da führte der Saumpfad ostwärts.
Der Saumpfad, von Riedlern bis zum Hafnerstein war und z. T. ist er auch noch 1,5 Meter breit, manche Teilstücke rutschten in den vergangenen Jahrhunderten ab, andere Teilstücke wurden in den letzten 200 Jahren mit neuen Wegen überbaut. Die neuen Wege sind steinig und auch ausgewaschen, kein Vergleich dazu die Saumpfade unserer Vorfahren. Sie bauten Waldwege, die schon lang nicht mehr hergerichtet wurden, die immer noch intakt sind, angenehm zum Gehen, kein Knie, keine Hüfte, kein Kreuz tut einem weh, kein Wasser läuft über den Weg und wascht ihn aus. Es gibt keine Kurven, keine Serpentinen, der Weg führt leicht steigend immer in einer Richtung am Berg entlang.

Zur Latènezeit um ca. 400 v.Chr., keltische Stämme siedeln im Voralpenland, gab es damals schon einen Gebirgsübergang, der später noch lange Zeit die Hauptverbindung von Brandenberg über die Wildalm zum Tegernsee bilden sollte. In der Chronik Brandenbergtal ist dieser Weg exakter beschrieben, daß er in Breitenbach am Inn begann, über´s Joch auf die Eben von Brandenberg hinabging, sich dann bei Hueb teilte, wobei ein Weg über die Brücke bei Steinberg ging und die andere "Strazz" über die Prandenberger Wildalm-Bairisch Wildalm durch die Langenau zum Tegernsee und von dort nach Durchquerung der Furt über die Mangfall am Seeabfluß bei Gmund in verschiedene Richtungen nach Norden führte.

Genau an einem Paßübergang dieses Weges zwischen Blauberg und Guffert wird im Jahr 1957 in einer Felsspalte des Schneidjoch ein Quellheiligtum der Räther entdeckt, dessen Inschrift in einem nordetruskischen Alphabet, das älteste Sprachdenkmal des nördlichen Alpenraumes darstellt. Dieser alte Weg über Brandenberg bestand bis weit ins 18. Jahrhundert und vermutlich noch viel länger.

Noch vor dem Jahr 1320 (nach Ch.) führten einige Kreuzzüge über Tegernsee - Kreuth ins Inntal und über Italien ins Heilige Land, wie dies in der "Chronik des oberen Leizachtales" unter Hinweis auf die Quelle in der "Chronik vom Achental" zitiert wird.

Neben dem oben genannten Saumpfad bestand noch ein zweiter Saumpfad von Wiesing aus durch die breite Lahne, "Breitlahn", in einer Talfurche zum Achensee hinauf, nach Eben zur Rupertskapelle, die knapp am Einschnitt steht. Dieses Gelände war für die Anlage eines Saumweges sehr günstig. Auch mit Pferden konnte man da in kurzer Zeit Eben erreichen. Der weitere Verlauf des Saumweges war von der Schwarzenau zur Kotalm hinauf und beim "Einfang" wieder zum See herunter bis zur Kirche in Achental, dann über die "Leiten" durch den Klammbachwald hinauf zum Schildensteinsattel, welcher die Grenze zwischen Bayern und Tirol bildet. Ziemlich steil an steinigem Hang führte der Weg nun neben der Wolfsschlucht, die bis ins späte Mittelalter ein bevorzugter Aufenthalt der Wölfe war, hinunter zur heutigen Königshütte, von wo er dann als ebener Weg bis zum Wildbad Kreuth führte, um dort sein Ende zu finden. Dieser Saumweg bildete die Verbindung zwischen den beiden Klöstern St. Georgenberg und Tegernsee. Nach Aufschreibungen steht fest, dass auf diesem Weg regelmäßige Transporte von Salz aus den Pfannhäusern von Hall nach Tegernsee gingen. Nach stärkerem Schneefall war der Weg an dem steilen Nordhang neben der gefürchteten großen und kleinen Wolfsschlucht nicht mehr passierbar. So war damals die Verbindung zwischen dem Tegernseer- und dem Achental.
Der Weg von Wildbad Kreuth zum Schildenstein, einem der schönsten Aussichtsberge auf das Achental, wird heute noch von vielen Ausflüglern und Touristen begangen. (Achentaler Heimatbuch, 2. Auflage 1980 "Bau der Straße in das Achental" von Albert Jaud)

Um das Jahr 1320 ließ Herzog Heinrich von Tirol und Graf von Görz einen Karrenweg entlang des Achensees erbauen, der weiter durch das Achental und über den Stubenpaß nach Kreuth führte.

Seit 979 ist Almwirtschaft im Tegernseer Tal bezeugt. 1348 wird mit der Baumgartenschneid am Kreuzberg die erste Alm namentlich genannt, 1427 kennen wir 43 Almen mit Namen, müssen jedoch annehmen, daß zu diesem Zeitpunkt bereits wesentlich mehr Almen bestehen. Den ersten verläßlichen Gesamtbestand erweist uns das Almbuch von 1529, worin mit 74 Almen zugleich ein erster Höchstbestand erreicht ist. Einige Almen kommen noch hinzu, werden jedoch nach 1529 angelegt, bzw. durch Abteilung neugeschaffen. (Die Almen im Tegernseer Tal zur Rechts- und Wirtschaftsgeschichte des ehemaligen Klostergerichtes Tegernsee vorgelegt von Max Edelmann, München - Innsbruck 1966).

Die Ungarneinfälle begannen im Jahr 899 und dauerten bis zur Schlacht auf dem Lechfeld 955. In dieser Zeit kamen sie auch nach Tegernsee und brannten das Kloster nieder. Somit gibt es aus der Zeit vor dem Überfall keine Unterlagen mehr.

Diese Bauern, Senner und Sennerinnen gingen damals natürlich nicht aus Freude oder zum Zeitvertreib auf die Almen. Für sie war es harte Arbeit und zum Überleben unerlässlich.

1817 kaufte König Max I. Joseph von Bayern das Kloster Tegernsee und ließ es von seinem Architekten Klenze zu seiner Sommerresidenz umbauen. 1818 kaufte der König Wildbad Kreuth und erbaute gegenüber ein neues Badhaus, das im Jahr 1820 vollendet war. Der Bau eines zweiten Wohn- und Badhauses in Verbindung mit dem Altbau schloß sich 1824 an, der durch den wachsenden Zuspruch notwendig geworden war.

Gaisalm
Gaisalm

 

Das Gebirge, vor noch nicht langer Zeit als menschenfeindlich und abweisend empfunden, hatte seine Schrecken verloren, der Sinn für die Schönheit der Berge und der Natur ganz allgemein war erwacht. Es wurden Wege und Steige angelegt zur Siebenhütten, zur Gerlosbachschlucht, zur Großen und Kleinen Wolfschlucht mit ihren Felsabstürzen und rauschenden Wasserfällen, zur Felsweißachklamm, Hohlnsteinalm, Geißalm, auch zur Hochalm. Zur Königsalm (früher Klammbergalm oder Oxen Alm) wurde ein Reit- und Fahrweg angelegt. Bergtouren zum Schildenstein, Risserkogl, Halserspitz u. a. wurden angeboten.
Die ganz hohen Herrschaften, wie die Zarin Alexandra von Rußland, wurden mit Sänften hinauf getragen.

 

Nach der Reisebeschreibung "Tegernsee und seine Umgebung" von Dr. Joseph von Hefner, München 1838, Verlag der Fleischmann´schen Buchhandlung stand schon 1838 ein Kreuz auf dem Leonhardstein. Hefner schreibt: "...Zur Rechten ragt schroff der Leonhardstein (4975 F.) empor, dessen Spitze ein eisernes Kreuz schmückt, zur Linken lagern sich die grünen Matten..."

Auf der Zeichnung "Ein Jägerhäusl in Dorf Kreuth 1838" von Lorenz Quaglio steht auf dem Leonhardstein ebenfalls ein Kreuz. Lt. dem Sulzbacher Kalender (Orts- Landeskunde Kalender Bayern) wurde 1853 ein eisernes Kreuz auf dem Gipfel errichtet. Im Jahr 1870 war eine weitere Kreuzerrichtung.

 

Dieses Bild beweist die Aufrichtung eines großen Holzkreuzes 1915. Das Kreuz hielt nur 2 Jahrzehnte.

Als Dank für die glückliche Heimkehr aus dem 2. Weltkrieg wurde 1945 wiederum ein Holzkreuz aufgestellt. Das Kreuz von 1945 wurde vom Sturm im Winter 1954/55 umgerissen, darum mußte 1955 ein neues Kreuz errichtet werden.
Am Sonntag, den 15. Juni 2008, wurde das derzeitige Kreuz aus Edelstahl hinaufgetragen, aufgestellt und geweiht.


Im Sommer 1858 wanderte König Max II. von Bayern fünf Wochen lang zu Fuß und hoch zu Roß durch den südlichen Teil seines Landes, von Lindau bis Berchtesgaden. Vom Achensee kommend traf der König mit seinem Troß am Sonntag den 11. Juli  abends um 7 Uhr bei miserablen Wetter in Wildbad Kreuth ein, wo Regierungsgeschäfte erledigt werden mußten. Am Dienstag den 13. Juli ging es dann bei strömenden Regen weiter durch das "uralte, auf drei Seiten von Bergen umschlossene, allerliebste Dorf Kreuth". (Friedrich Bodenstedt: Eines Königs Reise)

 

Am 27. Mai 1888 wurde der Verkehrs- und Verschönerungsverein Kreuth e.V. gegründet dem sofort 37 Mitglieder beitraten. Im gleichen Jahr stellt der Verein einen Antrag bei der Weißachaugenossenschaft zum Bau eines Fußweges von Dorf Kreuth nach Wildbad Kreuth, den sogenannten "Bremerweg". 1899/91 erfolgt der Bau der Weißachdammwege zwischen Riedlerbrücke und Hammerschmiedwehr, beidseits der Weißach.
Bei der Erbauung des Reitweges 1892 vom Gasthof Post in Kreuth übers Rauheck zum Hirschberghaus hilft der Verein mit, stellt zwei Ruhebänke auf und stiftet 40 Mark. Der Dammweg zwischen Bäckerhaus und Brunnbichlersteg wird in diesem Jahr auch repariert. In Brunnbichl besteht schon vor 1856 ein Steg. Der letzte wurde 1902 erbaut und existierte bis 1930.

Am Waldrand des Gschwandlerbühels wird ein Fußweg gebaut. Dortselbst werden Ruhebänke errichtet, desgleichen auch an der Pförner Brücke. Eine Orientierungs- und Wohnungstafel wird 1896 vor dem Gasthof zur Post aufgestellt, unter anderem auch längs des Bremer Weges Ahornbäume angepflanzt. Die Ahornallee von Dorf Kreuth nach Bad Kreuth und von Dorf Kreuth bis Oberhof ist auch ein Werk des Vereins.

Da auch ein Bergdorf seinen Gästen etwas bieten muß wurde 1906 der Bau eines "Lawn" Tennisplatz in Angriff genommen. In der ganzen Gemeinde wurden Ruhebänke aufgestellt, Wegweiser angebracht usw.

1908 wird ein Spritzwagen gegen Straßenstaub erworben und ein Antrag an das Straßen- und Flußbauamt Rosenheim gestellt, "auf der Staatsstraße zwischen Parkhaus und Weißachmühle in den Sommermonaten den Spritzwagen gehen lassen zu dürfen, die Straße zu bespritzen, um die Staubentwicklung zu steuern". Durch diese Maßnahme wird der schönste Spazierweg von Kreuth, der Bremer Weg, von den durch die Staatsautomobile aufgewirbelten Staubmassen befreit.

Wegen der Presseveröffentlichung des "Verbandes zur Wahrung der Interessen bayerischer Rad- und Motorradfahrer e.V.", im Jahr 1909, daß die Staatsstraße Tegernsee - Landesgrenze (Kaiserwacht) teils unbefahrbar, teils sehr schlecht befahrbar sei, entwickelt sich reger Briefwechsel. Das kgl. Straßenbauamt Rosenheim stellt dagegen fest, daß diese Straße in keiner Weise den als gut hingestellten Straßen in Miesbach und Garmisch nachstehe und zweifellos zu den besten in Oberbayern zähle. Der Verschönerungsverein protestierte gegen die fortgesetzte Herabwürdigung der Straßen, die auch dem Fremdenverkehr empfindlich schädige, da sich Gäste anderen Gegenden zuwenden würden. Im übrigen, so stellt der Verein fest, befinde sich die Staatsstraße Tegernsee - Landesgrenze in einem ausgezeichneten Zustand. In Zusammenarbeit mit dem Fremdenverkehrsamt München erscheint in 13 Tageszeitungen eine geeignete Kollektivreklame.

In Enterfels wird 1911 eine weitere Allee angelegt. Hierbei sei auf die folgende Verlautbarung der kgl. bayr. Regierung - schon vor der Jahrhundertwende - hingewiesen:

"Zur Nachpflanzung und Anpflanzung von Laubbäumen hat die Gemeinde stets kräftig aufzumuntern, selbst mit gutem Beispiel voranzugehen und so zur Erhaltung der Gesundheit und des Schmuckes der Gegend und zur nachhaltigen Nutzung der Baumzucht beizutragen."

Zwei Kreuther schreiben Bergsteigergeschichte

Zwei Kreuther schreiben Bergsteigergeschichte

Die Erstbesteigung des Lupghar Sar, 7.181m / Westgipfel in Pakistan, gelang den beiden Kreuther Bergsteigern Gloggner Hans und Gloggner Sepp am 18. Juni 1979 als Mitglieder der sogenannten „Tegernseer Expedition“.

Der Lupghar Sar ist auf der Liste der höchsten Berge der Erde auf dem 105. Platz und ist der 37. höchste Berg in Pakistan. Er ist der westlichste Siebentausender des Hispar Muztagh in der Karakorum-Hauptkette.


1980 veröffentlichte Hans Gloggner auf der Webseite ASIEN, PAKISTAN– KARAKORUM, LUPGHAR SAR WEST diesen Bericht:

Lupghar Sar West.

Unsere Tegernsee-Expedition bestand aus Markus Fisser, Sepp Gloggner, Walter Janner, Alfred Müller, Sepp Öckler, Otto Parzhuber, Georg Wagner und mir als Leiter. Nach einer Überlandfahrt von Deutschland nach Gilgit für sechs von acht von uns, kamen wir am 31. Mai mit dem Jeep in Nagar an.

Mit 45 Trägern machten wir uns auf den Weg den Hispar-Fluss hinauf, zweigten links ab und stiegen den Gharesa-Gletscher hinauf. An der Gletschergabelung nahmen wir den linken Zweig nach Norden und erreichten am 5. Juni das Basislager am Bardoom Tike auf einer Höhe von 16.250 Fuß (4953 m). Darüber erhob sich der unbestiegene Lupghar Sar mit seinen drei fast gleich hohen Gipfeln. Wir befanden uns am Fuße des Südwestgrats, der zum Westgipfel aufsteigt, dem höchsten Gipfel mit 23.619 Fuß (7199 m.)

Am nächsten Tag kletterten mein Vetter Sepp und Müller durch sehr tiefen Schnee zu einem 19.350 Fuß (5898 m) hohen Vorgipfel auf dem Südwestgrat, dem Standort von Lager I. Vier Tage später kämpften sich dieselben beiden von Lager I in hüfttiefem Schnee entlang eines nicht allzu steilen, aber verwinkelten Grats nach oben. Der Grat wurde steiler und nach einem Felsband stiegen sie mit Steigeisen zu einem weiteren Gratgipfel auf, hinter dem sie Lager II auf 20.675 Fuß (6301 m) errichteten.

Schlechtes Wetter trieb uns zurück zum Basislager. Als es endlich aufklarte, verließen Sepp und ich am 17. Juni das Lager II für einen Gipfelversuch, unterstützt durch die Sicherung von Müller und Öckler bis zu einigen wilden Felsspitzen, die den Weg zum Schneehang versperrten, der zum letzten Stützpfeiler führte. Jetzt allein, kletterten wir beide vier Seillängen über furchtbar brüchiges Gestein. Wir biwakierten auf dem Schneehang auf 22.000 Fuß (6705 m). Am nächsten Morgen, dem 18. Juni, kletterten wir stundenlang ohne Seil, da es keine Möglichkeit gab, auf dem unglaublich brüchigen Fels zu sichern. Platten und Felsblöcke wippten am Hang, gehalten von einem unsicheren Mörtel aus Eis. Wir erreichten den Gipfel schließlich so spät, dass wir ein klägliches Gipfelbiwak machen mussten. Der Aufstieg war so gefährlich gewesen, dass keine weiteren Gipfelbesteigungen mehr gemacht wurden.

Hans Gloggner, Deutscher Alpenverein
(Hans starb am 3. September 2011 am Löffler im Zillertal durch einen Steinschlag)

Kreuther Bergsteiger auf Expeditionen

Kreuther Bergsteiger auf Expeditionen

Bericht vom Gloggner Peter:

„Wir fahren mit, wir fahren mit!“ Mit der Genehmigung für Sonderurlaub in der Tasche stürmten Hans Gloggner und ich in die nächste Telefonzelle, um Hans Ertle anzurufen. Den Mann, der uns 1973 eingeladen hatte zu dem größten Abenteuer, das wir zwei Neunzehnjährigen uns vorstellen konnten- eine Fahrt quer durch den ganzen Orient in den afghanischen Hindukusch mit einer Erstbesteigung auf einen Siebentausender als Ziel. Hans Ertle war der erste aus dem Tegernseer Tal, der auf eigene Faust Bergfahrten außerhalb Europas unternahm. Vor dieser Zeit waren die Berge der Welt meist einer Elite von Bergsteigern vorbehalten, die das Glück hatten, zu Expeditionen eingeladen zu werden. Anfang der Sechziger Jahre gab es im Tegernseer Tal zwei solche Spitzenbergsteiger- Toni Kinshofer und Anderl Mannhardt. Ihr Gipfelerfolg am 8125 Meter hohen Nanga Parbat 1962 wurde überschattet vom Tod eines Seilgefährten und schweren Erfrierungen.

Unser Ziel elf Jahre später war die noch unbestiegene Ostseite des 7038 Meter hohen Koh i Urgend im afghanischen Hindukusch. Mit zwei Kleinbussen fuhr unsere neunköpfige Expeditionsgruppe vom Tegernsee bis fast zur chinesischen Grenze im Norden Afghanistans. Der Erfolg konnte sich sehen lassen. Unter anderem gelangen Hans Gloggner und mir die Erstbesteigung des 6920 Meter hohen Koh i Shah. Nach einer tagelangen Gratüberschreitung auf über 6500 Metern standen schließlich Hans Gloggner und ich auf dem Koh i Urgend.

Einmal auf den Geschmack gekommen, war ich ein Jahr später schon wieder unterwegs, diesmal im Kaukasus im Rahmen eines deutsch- russischen Bergsteigeraustauschs. Schönster und schwierigster Gipfel war dabei der Uschba. Auch Hans Gloggner blieb nicht untätig. 1975 gelang ihm mit der Besteigung des Pik Lenin im Pamir sein zweiter Siebentausender.

 

1977 konnte ich eine Expedition nach Peru in die Cordillera Blanca organisieren. Fünf der sechs noch recht jungen Teilnehmer waren Bergsteiger aus Kreuth. Alfred Müller, Walter Janner, Sepp Gloggner, Hans Gloggner und mir gelang als schönster Erfolg die erste Besteigung der Südwand und des SW- Grates des 6241 Meter hohen Nev. Santa Cruz Grande. Wir waren damals die ersten aus dem Tegernseer Tal, die eine Bergfahrt nach Peru oder Bolivien unternahmen. Schon wenige Jahre später konnte man sich das gar nicht mehr vorstellen. Südamerika war Mode geworden. Eine herausragende Leistung in diesen Jahren war die Durchsteigung der 1000 Meter hohen Westwand des 6634 Meter hohen Yerupaja durch Alfred Müller und seinem Seilgefährten.

 

Die Südwand des Nev. Santa Cruz Grande 1977
Die Südwand des Nev. Santa Cruz Grande 1977

 

1978 betrat mit Hans Engl ein Ausnahmebergsteiger die Bühne des Expeditionsbergsteigens. Ein halbes Jahr nach dem sensationellen Erfolg von Messner und Habeler machte er es ihnen nach und bestieg den Mount Everest ohne Flaschensauerstoff. Was die nächsten Jahre dann folgte, war eine beispiellose bergsteigerische Erfolgsgeschichte. 1979 bestieg er u.a. mit Lenz Spiegler den 6194 Meter hohen Denali, auch Mt. McKinley genannt über die schwierige Western Rip, und das in einem Stil, den man heute als Speedbegehung bezeichnen würde.

 

Biwak auf dem Gipfel des Nev. Santa Cruz Grande 1977
Biwak auf dem Gipfel des Nev. Santa Cruz Grande 1977

 

Wie bei den Expeditionen 1973 in den Hindukusch und 1977 in die Cordillera Blanca hatte sich Hans Gloggner 1979 zum Ziel gesetzt, eine Expeditionsmannschaft aus dem Tegernseer Tal zusammenzustellen. Mit Hans Gloggner, Sepp Gloggner, Walter Janner, Alfred Müller und Otto Parzhuber waren schließlich fünf Kreuther dabei, als sich die achtköpfige recht junge Truppe in das Abenteuer „Tegernseer Karakorum Expedition“ stürzte. Insgesamt waren sie fünf Monate unterwegs, fuhr man doch mit zwei Kleinbussen bis nach Pakistan und sogar weiter bis Indien, und das Ganze auch wieder zurück. In wochenlangen Recherchen im Alpenvereins- Expeditionsarchiv hatte Hans ein anspruchsvolles Ziel ausgegraben- einen noch unbestiegenen Siebentausender, den 7199 Meter hohen Lupghar Sar. Den äußerst schwierigen und gefährlichen Gipfel konnten schließlich Hans und Sepp Gloggner vom letzten Hochlager weg im Alpinstil mit zwei Biwaks erreichen. Auf dem Gipfel narrte sie der Berg. Schemenhaft in Nebelfetzen tauchte vor ihnen ein weiterer Zacken auf. Nicht sicher, ob sie schon auf dem wirklichen Gipfel waren, stiegen sie auf der anderen Seite wieder ab und stellten erst auf diesem Zacken ihren Irrtum fest.

 

Auch 1982 machte sich eine Gruppe aus dem Tegernseer Tal auf den Weg, mit dabei die Kreuther Walter Janner, Konrad Lewanskowski, Otto Parzhuber und ich. Diesmal sollte es ein ganz großes Ziel sein, der bis dahin erst dreimal und noch nie von Deutschen bestiegene 8048 Meter hohe Broad Peak. Die Organisation wurde einem damals noch von keinem Trekkingveranstalter abgenommen. Dass sich eine Gruppe von Amateurbergsteigern einen Achttausender zum Ziel setzt, war noch die absolute Ausnahme. Wir konnten also nicht unbedingt mit einem Gipfelerfolg rechnen. Es war schon eine Sensation, dass auch zwei Kreuther, Konrad und ich, ohne größere Probleme und selbstverständlich by fair means ohne Flaschensauerstoff den Gipfel erreichen konnten.

 

 

Fast zwei Jahrzehnte später suchten wieder zwei Kreuther ihre Herausforderung an den ganz hohen Bergen. 2001 setzte sich Christoph von Preysing zusammen mit Lenz Spiegler den 7525 Meter hohen Annapurna IV zum Ziel. Die Verhältnisse waren alles andere als gut, so entschloss sich der Lenz am letzten Lager, auf den Gipfel zu verzichten. Christoph war stark wie ein Stier und auch ein Draufgänger. Er kämpfte sich alleine zum Gipfel hoch und überlebte den Abstieg nur mit viel Glück. Zwei Jahre später gelang ihm als siebten Bergsteiger aus dem Tegernseer Tal schließlich die Besteigung eines Achttausenders, des 8167 Meter hohen Dhaulagiri. Der Abstieg vom Gipfel endete beinahe in einer Katastrophe, als Christoph dreihundert Meter abstürzte, sich Gott sei Dank nur leicht verletzte und geborgen werden konnte. Schwere Erfrierungen an den Fingern mit anschließender Amputation waren trotzdem ein hoher Preis für den Gipfelerfolg.

Je schwieriger und ausgefallener die Ziele sind, desto größer ist das Risiko des Scheiterns. Es muss ja nicht gleich zu Unfällen kommen, aber dass man ohne Gipfel wieder heimfahren muss, mussten etliche Kreuther Expeditionsbergsteiger erfahren. Ich möchte hier nur die vergeblichen Versuche an Achttausendern aufzählen. So den von Lenz Spiegler und Sepp Gloggner am Nanga Parbat (1981), von Otto Wiedemann an der schwierigen Südwand des Dhaulagiri (1977) und am Shisha Pangma (1980), von Lenz Spiegler am Broad Peak (1984) und von Christoph von Preysing am Shisha Pangma (1999).  Der Reiz am Abenteuer Expeditionsbergsteigen liegt aber auch gerade darin, dass nicht alles vorhersehbar und planbar ist. Das Wetter, die Verhältnisse, die Gesundheit können einem schnell einen Strich durch die Rechnung machen. Meist ist man auf sich allein gestellt, wenn es darum geht, weiter zu gehen oder den Gipfel bleiben zu lassen. Wer zu früh umkehrt, kommt nicht auf den Gipfel. Wer zu spät umkehrt, kommt nicht mehr heim.

Erfolg ist nicht, wenn man auf den Gipfel kommt. Erfolg ist, wenn man gesund wieder heim kommt.

(Kreuther Bergsteiger haben das Expeditionsbergsteigen aus dem Tegernseer Tal entscheidend geprägt. Hans Gloggner, Peter Gloggner, Sepp Gloggner, Walter Janner, Konrad Lewanskowski, Alfred Müller, Otto Parzhuber, Christoph von Preysing, Lenz Spiegler, Otto Wiedemann leben oder lebten in Kreuth)

In die höchste Wand der Welt

In die höchste Wand der Welt

1. Klasse 1957
1. Klasse 1957

Der Bergsteiger Otto Wiedemann war ein Kreuther Bub. 1951 geboren, verbrachte er seine achtjährige Schulzeit in der der Kreuther Volksschule und lernte dann das Schreinerhandwerk. Dazu ein kleiner Ausschnitt von der langjährigen Lehrerin Maria Angermüller aus ihren ‚Erinnerungen einer Kreuther Lehrerin‘: „Es gehörte zur Tradition aus der Zeit von Oberlehrer Rehle, daß die Schulkinder auch zu tüchtigen Schifahrern ausgebildet wurden. Gleich nach den Weihnachtsferien erfolgte die Gruppeneinteilung für den Schikurs. Ein Dialog von damals ist mir in Erinnerung geblieben. Auf dem Weg zum Kirchenfeld folgte mir ein Erstkläßler und bewunderte meine neuen Brettl. "Sie ham aber schene Schi, Frau Angermüller, wo hams denn de kaft?" "Vom Christkindl hab ichs geschenkt kriegt", sagte ich. Er staunte: "Da müassens aber scho sehr brav gwen sei!" (Das war der kleine Wiedemann Otto, heute ein berühmter Sportler und Bergsteiger).“

Hermine Kaiser schreibt in ihrem Bericht im Tegernseer Tal Heft, Nr. 78 vom Sommer 1977 über den Otto:
… Daß er am 1. und 2. Januar 1976 mit dem Engl Hans aus Moosrain die Matterhorn-Nordwand gemacht hat, ist eigentlich gar nicht so richtig publik geworden, obwohl es eine der schwersten Wintertouren in der Laufbahn eines Bergsteigers war. Es ist wirklich eigenartig: die wenigsten Talbewohner wissen, dass die zur absoluten Elite zählenden Bergsteiger Deutschlands vom Tegernsee kommen; an ihrer Spitze der vorgenannte Hans Engl, Hans Kirchberger aus Oberach, Klaus Gehrke aus Bad Wiessee und Otto Wiedemann aus Kreuth…

Schulabschluß 1965
Schulabschluß 1965

Da weder der Engl Hans noch der Kirchberger Hans es nicht so mit dem Veröffentlichen haben, mußte der Wiedemann herhalten. „San Sie a vui an Berg ganga?“ fragt er mich und ich merke, wie er vielleicht versucht, meine Fähigkeiten abzutasten. Ganz traut er mir nicht, denn ich kann beim Aufzählen der verschiedenen Touren nicht einmal Cervasutti-Pfeiler flüssig schreiben – weil ich es noch nie gehört hatte. Aber der Wiedemann hat, nebenbei bemerkt, auch eine wohltuende Geduld beim Buchstabieren.

Wirklich, es ist eine eindrucksvolle Reihe: Laliderer-Verschneidung (mit Gehrke in unglaublich schneller Zeit), Zinnen-Diretissima, Rotwand-Maeestre-Führe, Gran Capuccin-Ostwand, Mont Blanc du Tacul, Cervasutti-Pfeiler, Torre-Triese-Südwand, Fleischbank Pfeiler, Schmuck-Kamin und andere. Wiedemann kennt alle schwierigen Touren in den Ost- und Westalpen, aber nicht immer geht alles glatt: Anfang Januar mußten Engel und Wiedemann eine Durchsteigung der Eiger-Nordwand nach 600 Metern wegen schlechter Witterung abbrechen, ein Vorhaben, das Engl und Kirchberger 1975 in hervorragendem Stil gemeistert hatten.

Man sieht Wiedemann die Freude an, wenn er die Leistungen seiner Kameraden würdigt, und dann erzählt er ein wenig von dieser Kameradschaft. „Bekannt geworden sind wir durch die Bergwacht und die zwei, der Engl und der Kirchberger, haben mir das Klettern beigebracht – sie waren immer meine Vorbilder.“ Diese Beiden haben also den Weg für Wiedemann vorgearbeitet… Er kennt die schwierigen Kletteranstiege im Kaiser und Wetterstein, in den Berchtesgadner Alpen und Dolomiten, aber trotzdem kehrt er halt immer wieder gern zum Blankenstein und zum Roß- und Buchstein zurück.

Auf die Frage was seine Frau dazu sagt, wenn er als Heeresbergführer, als staatlich geprüfter Berg- und Skiführer, Mitglied im Lehrteam des Deutschen Alpenvereis, des weiteren (seit drei Jahren) als Ausbilder für Heeresbergführer an der Gebirgs- und Winterkampfschule Luttensee immer unterwegs ist, meint er: „Die is dös scho g’wohnt. Der Schwiegervater ist ah a Bergführer, er hat das Wallberghaus gehabt, er war der Wirt, der Seissl Hans!“ Wir reden noch davon, daß er dafür bekannt ist, die bekannten Routen in unglaublich kurzen Zeiten zu gehen. „Ja“, sagt er, „das ist so eine Sache. Viele Mögen das nicht. Vielleicht weil sie einen Leichtsinn darin sehen, aber ich bin der Auffassung: Schnelligkeit ist Sicherheit.“

Von Wiedemann sagt man: Der ist ein Naturtalent, der ist wie eine Katze; wenn man dem beim Klettern zuschaut, sieht man, dass diese Art von totaler Körperbeherrschung, dass dieser befreiende Bewegungsablauf beim Klettern Ausdruck reiner Lebensfreude sein kann. Und ein anderer meinte: „Ah, der Wiedemann, woaßt scho, des is der, den mia amoi so vor sich hinpfeifn g’hört haben, obn am Roß- und Buchstein, und bis mir g’schaugt haben, war er obn und wieder herunt!“ …

Hermann Huber schreibt über seinen Weggefährten: Otto Wiedemann war in den 1970er Jahren Heeresbergführer-Ausbilder in Luttensee. Er war einer der schnellsten Alpenkletterer und 1977 bei einem international besetzten Speedkletter-Wettbewerb auf der Krim der schnellste West-Europäer.
Ab 1978 war Otto im Salewa-Team*, wir kletterten oft gemeinsam, auch in Japan und Korea. Im Pamir teilten sich Otto und Toni Reiter ein Basislager-Zelt. In den Schlechtwetter-Wartetagen herrschte bei ihnen kommunikativer Hochbetrieb, während im anderen Zelt Hans Engl und ich die Chance genossen, mehr Ruhe als im Alltag zu finden. * später bei Adidas

1978 veröffentlichte Michael M. Covington auf der Webseite ASIEN, PAKISTAN– KARAKORUM, LUPGHAR SAR WEST diesen Bericht:

Dhaulagiri, Versuch der Südwand. Ein vierköpfiges internationales Team, bestehend aus dem Italiener Reinhold Messner, dem Österreicher Peter Habeler, dem Deutschen Otto Wiedemann und mir aus den Vereinigten Staaten, versuchte die unbestiegene Südwand des Dhaulagiri (26.795 Fuß, 8167 Meter) zu besteigen. Dies war die erste Expedition zur Südwand. Wir erreichten das Basislager auf 13.125 Fuß über den bisher unerforschten Thula Khola am 2. April. Einige Tage später machten wir eine Erkundung und waren uns einig, dass unser ursprüngliches Ziel gleich links von der Mitte der Hauptwand zu riskant war. Wir beschlossen daraufhin, ein weiteres Lager unterhalb des Südpfeilers oder am äußersten linken Rand der Wand aufzuschlagen, um diese Möglichkeit zu prüfen. Der Südpfeiler wurde später aufgegeben, weil wir extreme Schwierigkeiten unter hängenden Gletschern sahen, die unzuverlässig aktiv waren. Tatsächlich erwies sich praktisch jede Möglichkeit an der riesigen 13.500-Fuß-Wand als unvertretbar gefährlich. Jede machbare Route war durch irgendeine Art von objektiver Gefahr bedroht, entweder in der Route oder im Zugang zu ihr. Das Basislager wurde Ende April aufgegeben. Wir wurden von einem fünfköpfigen Filmteam unter der Leitung von Bruno Morewitz begleitet, darunter die britischen Bergsteiger-Fotografen Leo Dickinson und Eric Jones. Weitere waren Dr. Franz Berghold und Messners jüngster Bruder Hans. Fünf Sherpas begleiteten die Expedition ebenso wie eine große Kochcrew.
(Die erste Durchsteigung der Südwand des Dhaulagiri im Zentralteil gelang schließlich erst 1999 Tomaz Humar im Alleingang - sein alpinistisches Meisterstück. Humar verunglückte 2009 bei einem Solobegehungsversuch am Langtang Lirung, als er sich ein Bein brach und erst Tage später - tot - geborgen werden konnte.)

Im Sommer 1980 gewann Otto Wiedemann die inoffizielle Speed-Kletter-Meisterschaft in Kita-Hodaka (3100 m), in den japanischen Nord-Alpen.

Je schwieriger und ausgefallener die Ziele sind, desto größer ist das Risiko des Scheiterns. Es muss ja nicht gleich zu Unfällen kommen, aber dass man ohne Gipfel wieder heimfahren muss, musste Otto auch am Shisha Pangma (1980) erleben.

Am 17. April 2018 verstarb Otto Wiedemann in seinem Wohnort Kufstein.

Tegernseer Hütte

Tegernseer Hütte

Die Hütte liegt malerisch auf 1650 Metern in einem Sattel zwischen Roß- und Buchstein und ist eine Schutzhütte der Sektion Tegernsee des Deutschen Alpenvereins auf dem Gebiet der Gemeinde Kreuth.

1903 wurde die allererste Hütte erbaut, sie hatte nur einem kleinen Aufenthaltsraum und einen Schlafraum mit 8 Schlafplätzen. Damals musste noch alles vom Tal aus heraufgetragen werden. Unter anderem z. B. die 115 kg schwere Tür, die ein 18jähriger Lehrling allein in 3 Stunden hinauftrug.
Am 14. August 1904 wurde sie feierlich eröffnet.

Nachdem die kleine Hütte dem Ansturm der Bergsteiger nicht mehr gewachsen war, wurde 1913 eine größere Hütte (45 Quadratmeter: Aufenthaltsraum, Küche und zwei Schlafräume) mit einer Wasseraufbereitungsanlage gebaut. Natürlich war wieder alles Handarbeit.

Ein unterkellerter Anbau wurde 1938 errichtet. Die Versorgung der Hütte wurde 1951 durch die Anschaffung eines Mulis und 1958 durch den Bau einer Materialseilbahn erleichtert. Diese Hütte erfüllte ihre Dienste hervorragend, bis sie am 10. Mai 1965 durch Blitzschlag völlig abbrannte.

Nach ersten Überlegungen, die Hütte nun doch weiter unten aufzubauen, um mit einer hinführenden Forststraße die Materialbeschaffung sowie den Aufstieg im Allgemeinen zu erleichtern, machte sich der damalige Sektionsvorsitzende Beni Rummel dafür stark, die Hütte doch wieder in ihrer ursprünglichen, beeindruckend exponierten Lage zwischen Roß- und Buchstein zu errichten. Als erstes wurde diesmal eine Materialseilbahn gebaut, um die herum die Tegernseer Hütte entstand.

 

Auf der Westseite wurde 2001 eine Terrasse angebaut, die sich wegen dem schönen Sonnenuntergang großer Beliebtheit erfreut.

In den Jahren 2005/2006 war dann eine Grundsanierung fällig. Die Hütte wurde durch einen neuen Anbau erweitert, in dem die neuen Sanitärräume, ein Trockenraum, die Wasserversorgung sowie ein paar zusätzliche Lagerplätze untergebracht wurden. Der Schlafbereich wurde komplett neu isoliert und holzvertäfelt. Mehr als 4000 Arbeitsstunden wurden von vielen freiwilligen Helfern geleistet.

Seither ist die Tegernseer Hütte in Ausstattung und modernster Technologie in einem gesamt ökologischem Konzept auf dem neuestem Stand.

Im Tegernseer Tal Heft Nr.139 Jahr 2004 schreibt der Fischhaber Sepp anlässlich „100 Jahre Tegernseer Hütte“:
Für 50 Pfennig Jahrespacht – die große Freiheit in den Bergen

 

Im August 2004 jährt sich mit einem runden Hunderter der Tag, an dem die erste Tegernseer Hütte zwischen Roß- und Buchstein eingeweiht wurde. Diesem Jubiläum ist eine Episode vorauszuschicken.
Schon bei der Gründung der Sektion Tegernsee, am 31. Mai 1883, war der Wunsch nach einer eigenen Hütte laut geworden. Auf der Neureuth war vor kurzem von einer „freien Vereinigung von Bergfreunden“ eine kleine Hütte, genannt „Neureuth-Hoam“ errichtet worden. Diese Neureuth-Hütte versuchte die Sektion zu erwerben und schon am 26. August 1883 war sie im Besitz der jungen AV-Sektion Tegernsee. In den folgenden Jahren konnte ein enormer Besuch durch jährlich 3000-6000 Eintragungen im Hüttenbuch verzeichnet werden. Im Jahre 1993, zum 10jährigen Jubiläum der Hütte und der Sektion wurde das Bergheim – vergrößert – neu erstellt. Die steigenden Besucherzahlen brachten bald einen Privatmann auf den Plan, der das heutige Neureuth-Haus entstehen ließ. So wurde es bald still um die Hütte.

Neue Pläne tauchten auf und bald einigte man sich auf die Einsattelung zwischen Roß- und Buchstein als schönsten Platz für eine Unterstandshütte im Sektionsbereich. Am 6. Juni 1899 wurde der Bau beschlossen und noch im Herbst 1899 eine Eingabe an das königlich bayerische Forstamt Kreuth um die Erlaubnis zum Hüttenbau eingereicht. Bedenken der Forstbehörde und zusätzliche Folgen des großen Hochwassers im Jahr 1899 im Wegebau der Sektion ließen die Eingabe zunächst ruhen. Erst im Oktober 1902 konnte ein neuer Schritt des damaligen Vorstandes Josef Steinbacher bewirken, dass das Kreuther Forstamt auf die Eingabe von 1899 reagierte und die Erlaubnis zum Hüttenbau am 15. März 1903 erteilte.

Gegen eine jährliche Vergütung von 50 Pfennig durfte im Staatswalddistrikt XVI 2 auf der Einsattelung zwischen Roß- und Buchstein – vorerst für 10 Jahre, jedoch jederzeit widerruflich – auf einer beiläufig erwähnten Fläche von 12 Quadratmetern, eine nur von Mitgliedern zu benützende Unterstandshütte erbaut werden. Noch im Herbst 1903 wurde die Hütte, mit einem kleinen Aufenthaltsraum und einem Schlafraum für 8 Personen fertig gestellt. Die feierliche Eröffnung erfolgte am 14. August 1904. Am Vorabend wurde aus diesem Anlaß in den Sälen und im Garten des Hotel Steinmetz in Tegernsee ein großartiges Sommerfest gefeiert. Im Morgengrauen ging es dann – über Egern um den See oder per Schiff hinüber – mit einer Einkehr beim Bauern in der Au und weiter zur neuen Hütte, die Punkt 12 Uhr mit einer Ansprache des Sektionsvorstandes eröffnet wurde. Der Freudentag fand auf dem Rückweg beim Bauern in der Au mit Musik und Tanz seinen Abschluss.

Am 8. September 1912 wurde der Neubau einer zeitgemäßeren, größeren Hütte mit ca. 45 Quadratmetern Fläche beschlossen. Diese erhielt einen Wohn- und Kochraum, zwei Schlafräume und eine Wasseraufbereitungsanlage. Verbunden mit dem 30-jährigen Stiftungsfest der Sektion, fand am 26. Oktober 1913 die feierliche Eröffnung der neuen Tegernseer Hütte statt. Die stets steigende Besucherzahl erforderte einen ständigen Hüttenwart. Dieser Notwendigkeit machte der 1. Weltkrieg (1914-1918) einen Strich durch die Rechnung, sodass die Hütte erst ab dem Jahre 1920 ihren ersten Pächter bekam. Weiterer Gästezuwachs machte erneut eine Erweiterung nötig.

Trotz finanzieller und baulicher Schwierigkeiten konnte im Jahr 1934 bis zum Winterbeginn ein unterkellerter Anbau für ein großes Gastzimmer an der Westseite der Hütte erstellt werden. Die folgenden Jahre brachten weitere Verbesserungen mit Keller, Speis‘ und Dachschlafraum. Das Jahr 1938 markierte endlich den Abschluss aller Baumaßnahmen. Der 2. Weltkrieg (1939-1945) schränkte das Hüttenleben und den Besuch spürbar ein und auch die ersten Nachkriegsjahre ließen nur einfache notwendige Erhaltungsarbeiten zu.

Im Jahr 1951 wurde die Versorgung der Hütte durch Beschaffung eines Muli und den Bau des Mulistalles am Fuß der Nadel wesentlich erleichtert. Am 4. Oktober 1953 konnte das 50-jährige Bestehen der Tegernseer Hütte gefeiert werden. Das Jahr 1958 brachte die erste Materialseilbahn mit Handantrieb vom Mulistall zur Hütte.

Als sich am 10. Mai 1965 über dem Roß- und Buchstein ein Gewitter entlud, schlug ein Blitz in die Tegernseer Hütte und verursachte einen Brand, dem in kurzer Zeit das gesamte Bauwerk zum Opfer fiel.

Beharrlichkeit und beispiellose Zusammenarbeit ergaben, dass die neu erbaute Hütte schon am 27. August 1967 wieder eingeweiht werden konnte. Gleichzeitig wurde das schon lange Zeit anstehende Problem einer modernen Hüttenversorgung durch den Bau der Materialseilbahn – von der Schwarzen Tenn herauf – gelöst.

Die Hütte entsprach nun in ihrer Größe allen Anforderungen. Mehr Tagesgäste und weniger Übernachtungen brachten es mit sich, dass der Damenschlafraum auch unters Dach verlegt werden konnte und so der dritte notwendige Aufenthaltsraum, das „Beni-Rummel-Stüberl“ – in Erinnerung an den langjährigen Hüttenreferenten und Vorstand – geschaffen wurde.

Die folgenden 80er und 90er Jahre waren ausgefüllt mit dem Einbau einer Solaranlage bzw. später einer Voltaikanlage zur Stromgewinnung, der Verbesserung der Wirtschaftsräume, der Beschaffung einer Filteranlage, eines Funktelefons und später einer neuen Telefonanlage sowie beinahe Jahr für Jahr, der Wartung der Materialseilbahn mit Erneuerungen, Ersatzbeschaffungen und Reparaturen. Jeder der Hüttenwarte könnte ein Lied davon singen.

Als letzte Aktion und als Abrundung der Hütte kann der Bau der Terrasse an der Westseite ebenso wie die Sanierung des Kellerraumes für das Jahr 2001 festgehalten werden. Mit Stolz und Genugtuung kann jeder der in den vielen Jahren am Bau und Erhalt dieses Schmuckkästchens Beteiligten auf dieses Werk zurückblicken. In gleicher Weise sei der vielen schon Verstorbenen und gefallenen beider Weltkriege gedacht, die in ihrer Zeit ebenso selbstlos ihr Können und Bereitschaft der Sektion und ihrer Hütte widmeten.
Soweit der Fischhaber Sepp

2020 musste der Brandschutz technisch aufgerüstet werden.
Das Staatliche Bauamt im Landratsamt Miesbach untersagte mit einem Bescheid vom 29. August 2019 weitere Übernachtungen wegen Brandschutzmängeln. Gefordert werden von Behördenseite zwei Fluchtwege und eine Hausmeldeanlage. Sobald dies erfüllt ist, könnten wieder Gäste im Dachgeschoss übernachten. Dafür waren umfangreiche und aufwendige Baumaßnahmen erforderlich.

Dies war ein immenser Aufwand angesichts der exponierten Lage auf 1650 Metern Höhe. Die Hütte ist nur zu Fuß zu erreichen.

Am 17. April 2020 hatte die Sektion Tegernsee den Genehmigungsbescheid des Landratsamts Miesbach für den Umbau des Dachgeschosses auf dem Tisch. Das war eine gute Nachricht für den Vorsitzenden Toepel. Aber da gab es bereits die Corona-Ausgangsbeschränkungen. Dann war auch der geplante Materialtransport mit Hubschrauberunterstützung nicht möglich. Aufgrund der Brutzeit der Rauhfußhühner in den Monaten April – Juli im Gebiet von Roß- und Buchstein, kann kein Transport von Material mit dem Hubschrauber erfolgen. So wurde alles Nötige mit der Materialseilbahn nach oben geschafft.

Insgesamt sind die Investitionen erheblich, die die kleine Alpenvereinssektion Tegernsee mit ihren gut 3.400 Mitgliedern nun schultern muss. Dank der Unterstützung der Ehrenamtlichen war dies möglich. Viele Freiwillige packten auch bei anderen Hilfsarbeiten mit an und entlasteten die Baukasse. Dazu kamen die durch die Spendenaktion reichlich geflossenen Gelder und vom DAV-Hauptverband gabs einen Zuschuss, den größten Anteil aber muss die Tegernseer Sektion aus Rücklagen und über Darlehen selbst aufbringen.

Am 4. Mai starteten die Bauarbeiten für den Umbau des Dachgeschosses und den beiden Quergiebel. Niemand wußte so recht, ob der Zeitplan eingehalten werden kann und doch konnten am Freitag, den 26. Juni, die beteiligten Handwerker pünktlich gemeinsam mit dem Vorstand der Tegernseer Sektion die Hebauf feiern. Ende Juni waren dann die Außenarbeiten weitgehend abgeschlossen. Das war aber noch nicht genug: denn jetzt kam noch der Innenausbau. Rauchschutztüren, Brandmelder und ein zweiter Fluchtweg über den Balkon mußten her, bevor wieder erste Gäste in der beliebten Ausflugshütte übernachten durften.

Erst ab Mitte Juli konnte Michl Ludwig, der Wirt der DAV-Hütte, wieder eine einfache Bewirtung anbieten.

Die Tegernseer Hütte ist nicht zuletzt ob der grandiosen Lage und ebensolcher Aussicht einen Besuch wert. Bergwanderer erreichen diesen in einer engen Scharte zwischen den Gipfeln des Ross- und des Buchsteins im Mangfall-Gebirge gelegenen Stützpunkt über verschiedene Wege und genießen von der Terrasse den Blick bis weit auf den Alpenhauptkamm und das Karwendel bis zur Zugspitze.

 

 

 

Kreuther Berg