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Kirchen


Im Jahr 1996 sollen es 1250 Jahre gewesen sein, dass die beiden adligen Brüder Adalbert und Otkar, aus der herzoglichen Familie der Huosi, eines bairischen Urgeschlechtes, am Tegernsee (tegarin seo) ein Kloster gründeten. Adalbert sei neunfacher Graf und Herr über Warngau mit dem Tegernsee gewesen. Sichere Urkunden zur Frühgeschichte liegen aber nicht vor, weil die 1. Säkularisation 925 durch Herzog Arnulf und ein Brand 975 das ganze Gebäude, die Kirche und alle Urkunden vernichteten. Auch über die Kirchen im Tal legt sich zum Teil das Schweigen der Zeit. Bei der 2. Säkularisation 1803 gingen wieder Urkunden verloren. Doch an den Bauten kann man "lesen", sie sind ein Spiegel der Zeit.
Ob gläubig oder nicht, die Kirchen sind sehenswert. Schauen Sie sie an, allein oder mit Führung. In allen Kirchen liegen Kirchenführer auf. Kirchenführungen werden ebenfalls in allen Kirchen angeboten. Die Termine erhalten Sie in den Touristinformationen.

 

 

Kath. Pfarrkiche St. Leonhard in Kreuth

Kath. Kirche St. Leonhard in Kreuth

Orts- und Baugeschichte

Expositur seit 1746 Pfarrei seit 1809 Erzbistum München-Freising Dekanat Miesbach Land Bayern Landkreis Miesbach Gemeinde Kreuth. Patrozinium am 6. November mit Leonhardifahrt

Im Süden des Tegernsees öffnet sich das Kreuther Tal. Östlich von Setzberg und Riedlerspitz, westlich von Hirschberg, Leonhardstein und Grüneck eingerahmt, nach Süden von Blauberg und Schildenstein, dem Grenzkamm zwischen Bayern und Tirol abgeschlossen und durchflossen von der aus vielen Bergbächen gespeisten, zum Tegernsee führenden Weißach, liegt das Pfarrdorf Kreuth. Kreuth - sein Name von reuten, roden - und seine Besiedelung ist sicher eng mit der Geschichte des im Jahre 746 gegründeten Klosters Tegernsee verbunden. Vermutlich ist im sogenannten Winklel schon eine Siedlung vorhanden, als Abt Rupert I., Graf von Neuburg-Falkenstein, auf der diesen Winkel beherrschenden Schotterterrasse, im Jahre 1184 eine steinerne Kapelle zu Ehren des heiligen Leonhard erbauen läßt. Bischof Udalschalk von Augsburg nimmt noch 1184 die Weihe des Gotteshauses vor. Der im Landvolk hoch verehrte heilige Leonhard, ursprünglich Fürbitter der Gefangenen, gilt bei diesem nicht nur als Patron der Pferde, sondern auch der Fuhrleute und der Paßstraßen in den Bergen. Diese erste - romanische - Kapelle gibt den Ausschlag, daß man nicht mehr vom Winkel, sondern nun vom Lienhardswinkel spricht. Mit der nachweislich ältesten Leonhardskirche in Bayern kann Kreuth auch auf das älteste Zeugnis einer Leonhardiwallfahrt verweisen, die für das Jahr 1442 überliefert ist. Wegen Baufälligkeit wird die Kapelle im Jahre 1490 abgetragen und bis zum Jahre 1491 unter Abt Konrad V. Ayrinschmalz vom Kloster Tegernsee als spätgotisches Gotteshaus neu errichtet. Die Arbeiten werden von den Maurermeistern Hans und Martin Vörchl aus Egern, vermutlich unter dem Egerner Baumeister Alex Gugler durchgeführt. Die neue Kirche wird von Bischof Ulrich von Salona - aus dem Franziskanerorden - und dem Weihbischof von Freising, Sixtus von Tannberg, am Sonntag vor Mariä Himmelfahrt des Jahres 1491, mit zwei Altären wiederum zu Ehren des hl. Leonhard geweiht. Zur selben Zeit erhalten der Friedhof und zwei neue Glocken die bischöfliche Weihe.


Dieser Kirchenbau stellt im wesentlichen die Bausubstanz des heutigen Kirchen-Innenraumes dar. Teilweise sind Fresken aus dieser Zeit - Girlanden und Festons an den Fenstern - erhalten. Die erste Kapelle erhielt im Jahr 1184 die Weihe nicht nur auf ihren Patron, den hl. Leonhard, sondern auch auf die hl. Juliana, Jungfrau und Martyrerin. Im zweiten Kirchenbau von 1491 galt die Weihe des Hauptaltars wiederum dem hl. Leonhard; ein zweiter Altar wurde zu Ehren des hl. Georg, der Wetterheiligen Johannes und Paulus, des hl. Augustinus und der hl. Juliana geweiht. Unter dem Tegernseer Abt Bernhard Wenzl wird im Jahre 1687 der Innenraum erneuert und erhält ein barockes Kleid mit drei Barockaltären. Auch aus dieser Zeit zeugen noch Blumengirlanden; möglicherweise stammen einige Fresken an den Wänden aus dieser Bauperiode.


Eine wesentliche Änderung erfährt der Kirchenbau unter dem vorletzten Tegernseer Abt Benedikt Schwarz im Jahre 1776. Die Kirche wird nach Westen um drei Meter verlängert, wobei sich die Vorhalle (im Volksmund Tirolertempel genannt) mit der darüber liegenden Empore und ganz oben der Orgelempore ergibt. Die Verlängerung der Kirche könnte, wie eine Vermutung deutet, auch schon 1687 erfolgt sein. Dagegen spricht der Schlußstein von 1776. Die gotischen Rippen werden von der Gewölbeschale abgeschlagen und letztere mit Darstellungen aus der Leonhardslegende bemalt. Die Wände erhalten Fresken aus dem Heiligenleben, bzw. werden schon vorhandene übermalt oder mit zu den Deckengemälden passende Rahmen versehen. Vier der spätgotischen Schlußsteine des Netzgewölbes und ein fünfter, der das Jahr des Umbaues dokumentiert, werden in die Westwand des Kircheninnenraumes eingemauert. Im Jahr 1809 - sechs Jahre nach der Säkularisation und damit Aufhebung des Klosters Tegernsee - wird das Gotteshaus zur Pfarrkirche erhoben.

 

Der Kirchenbau - Äußeres

Einschiffiger, sechsachsiger verputzter Bau mit steilem, schiefergedecktem Dach. Drei Spitzbogenfenster im Langhaus nach Süden, eines im Chor nach Norden und drei Fenster im östlichen Chorabschluß. Fenster mit neugotischem Maßwerk und Sechseckverbleiung. Turm - Unterbau bis ca. zwei Meter unterhalb des Glockenstuhls (Schallfenster) romanischen Ursprungs, vermutlich vom 1. Kirchenbau von 1184 - angebaut an der Südseite des Langhauses mit hohem Spitzhelm, darauf vergoldete Kugel mit Kreuz, an den Seiten vier steile Giebel mit vier ebenfalls vergoldeten Kugeln. Neben dem Turm Sakristeianbau, im Turm früher Totenkapelle. Auf der Nordseite Nische in Form der übrigen Fenster mit Wandbild der Kreuzigung Christi, dargestellt in der Form eines Dreifaltigkeitsbildes. Das Kreuz an der Südseite erinnert an die Mission der Tölzer Franziskanerpatres im Jahre 1957.

 

Wandbild Kreuzigung Christi

 

Das Innere - Die Vorhalle

Betreten wir nun die Kirche durch den Eingang auf der Nordseite; wir befinden uns in der Vorhalle, dem sogenannten Tirolertempel. Vermutlich rührt diese Bezeichnung aus früherer Zeit her, als in Kreuth Waldarbeiter und Pflanzensetzerinnen aus Tirol arbeiteten und in der Kirche nicht Platz nehmen durften. Schließlich war man verfeindet. Die Einfälle der Tiroler in Kreuth im Spanischen und später im Österreichischen Erbfolgekrieg wurden so schnell nicht vergessen. Auch die Koalitionskriege in der Napoleonischen Zeit hinterließen manch unangenehme Erinnerung. In der Rundbogennische der Westwand grüßt uns die Statue des hl. Leonhard mit liegendem Pferd. Ende 19. Jhd., Höhe 152 cm. Den Eingang in den Kirchenraum bildet ein mächtiges spitzbogiges Portal mit zweiflügeliger Tür. 2. Hälfte des 17. Jhd. Originalbeschläge. Spätgotisches Weihwasserbecken, alpiner Rotmarmor. Beidseits des Portals große Rundbogenfenster mit Diagonalgitter. Schmaler Treppenaufgang zur Empore (Porlaabn) und zur Orgelempore.

Erst Mitte der 50er Jahre wird der Kirchenraum von aller Tünche befreit und es kommen Wandgemälde, rankende Fensterumrahmungen, ein gotisches Gemälde von 1491 und - als Sensation - der Gemäldezyklus am Gewölbe über das Leben des hl. Leonhard wieder zum Vorschein. Die Altäre werden entfernt und die heutige Hochaltargestaltung geschaffen. In den Jahren 1990 und 1991 wird das Gotteshaus innen und außen renoviert und die fünf Kugeln am Turm mit dem Turmkreuz - zum ersten Mal - vergoldet. Im Jahr 2008 wird die Kirche erneut im Innern renovier. Im Herbst 2010 bekommt sie ein neues Kirchendach. Die erste Kapelle in Kreuth erhielt im Jahr 1184 die Weihe nicht nur auf ihren Patron, den hl. Leonhard, sondern auch auf die hl. Juliana, Jungfrau und Märtyrerin. Im zweiten Kirchenbau von 1491 galt die Weihe des Hauptaltars wiederum dem hl. Leonhard; ein zweiter Altar wurde zu Ehren des hl. Georg, der Wetterheiligen Johannes und Paulus, des hl. Augustinus und der hl. Juliana geweiht.

Der Kirchenraum

Bodenbelag 17. oder 18. Jhd. aus grauem Marmor. Choraufgang mit vier Stufen und Kommunionbank, 18. Jhd. Laiengestühl im Langhaus, neugotisch, vermutlich von 1864; Spitzbogeneingänge im Langhaus zum Turm und im Chor zur Sakristei, 17. Jhd. Auf der Rückwand - über dem Portal - vermutlich im Jahre 1776 eingemauerte runde Schlußsteine, vier aus dem ursprünglichen Netzgewölbe mit den gotischen Ziffern 1184 und 1491 der jeweiligen Baudaten, das Tegernseer Wappen in zwei Steinen aufgeteilt: Drei Kronen und gekreuzte Seelaubblätter, sowie als fünften Stein mit 1776 in römischen Ziffern, der Jahreszahl der Verlängerung der Kirche und Erstellung der heutigen Form. 14 Kreuzwegstationen, Mitte 18. Jahrhundert, vermutlich vom Kloster Tegernsee zu dessen 1000-Jahrfeier im Jahre 1746 gestiftet. Zwölf gemalte Apostelkreuze, davon 6 spätgotisch und 6 barock, teilweise darauf neue geschmiedete Leuchterarme von 1986, Werkstatt Gloggner/Reichhart, Kreuth. Vortragskreuz, dem alten Tegernseer Kreuz nachgebildet, 17. Jhd., Metall. Prangerkreuz, St. Michael, Holz, 20. Jhd.

Innenausstattung

 

Der Choraltar
Im Chor auf um zwei Marmorstufen erhöhtem Altarraum freistehender verkleideter Altartisch (Antependium). Als Hauptfigur vor dem Osterfenster des Chores aufgehängt die Sitzfigur des hl. Leonhard; Linde, 145 cm, polychrom gefaßt, gotisch um 1684. Darüber aufgehängt Gottvater mit den Attributen Szepter und Kreuz,eingefaßt durch einen Strahlenkranz; Hochrelief, Holz, polychrom gefaßt, 17. Jhd. (wohl ursprüngliche Figur des hl. Petrus). Zu beiden Seiten des hl. Leonhard die heiligen Georg (links) und Florian (rechts) auf Wandkonsolen, Linde, 170 cm, polychrom gefaßt, Anfang 18. Jhd. Links des Altartisches, Rotmarmor, Ende 18. Jhdt. mit Heiliggeisttaube. Der Tabernackel befindet sich hinter dem Altartisch in der Mitte der Wandnische. Im Chor links und rechts an der Wand - Kettensymbole des hl. Leonhard.

Altar Kruzifix mit Mater Dolorosa, Anna und Juliana Kopie der Apfelmadonna Altar Altarraum Gotisches Gemälde von 1491 Kirchenraum St. Michael Schlusssteine - Jahreszahlen Tirolertempel mit Taufbecken


Skulpturen

Auf der rechten Seite des Chores: Kruzifixus, 18. Jhd., Linde abgelaugt, ca 140 cm, darunter Mater Dolorosa, spätgotisch, Ende 15. Jhd., Linde, 90 cm, Fassungsreste hellgrau überstrichen. Links und rechts der Schmerzensmutter zwei Rokokofiguren weiblicher Heiliger, ca 1770, Linde, silbergefaßt, 97 cm, möglicherweise hl. Anna (mit Buch) und hl. Juliana, von früheren Altären der Kirche.


Auf der linken Seite des Langhauses: Pietà Die Mutter Maria mit dem vom Kreuze abgenommenen Leichnam Jesu Christi. Sehr eindrucksvolle Arbeit, vermutlich Ende des 17. Jhd., Holz, ältere Fassung. Gewandteile golden und silbern freigelegt, 128 cm. Zweites bedeutendes Kunstwerk der Kreuther Kirche. Von Experten einem bayerischen Meister mit Kenntnis von Meinrad Guggenbichler aus dem Salzburgischen Kunstkreis zugeschrieben. Vermutlich kannte auch Ignaz Günther, der Schöpfer der Weyarner Pietà, diesen Kreuther Kirchenschatz.


Auf der linken Seite des Chores

Madonna mit Kind, dem Kind einen Apfel reichend, um 1450, vollplastisch, Lindenholz, polychrom gefaßt, der wohl bedeutendste Kunstschatz der Kreuther Kirche "Die Apfelmadonna". Links und rechts der Madonna die heiligen Johannes Evangelist und Stephanus, um 1530, Linde abgelaugt und braun maseriert, 85 cm. Die oben genannten Plastiken: Madonna mit Kind, die hll. Johannes Evangelist und Stephanus, sowie die Mater dolorosa der gegenüberliegenden Kreuzigungsgruppe entstammen einer Stiftung des jüdischen Berliner Bankiers Carl Fürstenberg (1850-1933). Fürstenberg lud seinerzeit den Kreuther Pfarrherrn Kammerloher zu sich nach Berlin ein, um sich für die Kreuther Kirche ein Kunstwerk aus der Fürstenberg´schen Privatsammlung auszusuchen. Pfarrer Sebastian Kammerloher gefielen jedoch alle vier Kunstwerke, so daß er sich für keines entscheiden konnte. Fürstenberg gab seinem Herzen einen Stoß und stiftete alle vier wertvollen Skulpturen. Seine letzte Ruhestätte befindet sich in der Waldgruft seines damaligen Besitzes in Kreuth-Grüneck. Auf der Kommunionbank Kopie der Apfelmadonna, Holz, 20. Jhd., von Anna Edbauer, Kreuth, und Auferstehungschristus, 18. Jhd., Linde, beide polychrom gefaßt.

 

 

Die Deckengemälde

Maßgeblich an der großen Renovierung von 1776 war der kurfürstliche bayerische Hofmaler Christian Winck (1738-1797), der Schöpfer der Deckenfresken, beteiligt. Als mitschaffender Künstler an der Deckenausschmückung ist auch der Münchner Maler Franz Gaulrapp genannt.

 

Die Wandbilder

Während die Deckenfresken und die beiden Wappenkartuschen einwandfrei aus dem Jahre 1776 stammen, datieren die Wandbilder vermutlich aus mehreren Perioden. Teilweise sind frühere Darstellungen einbezogen worden oder wurden übermalt, was besonders in der älteren Umrahmung der hll. Benediktus und Scholastika ersichtlich ist. In den meisten Fällen wurde die Umrahmung der der Deckengemälde angepaßt. Im einzelnen stellen die Wandbilder, vom Eingang her links beginnend und im Uhrzeigersinn gesehen, folgende Heilige dar:

Die heiligen römischen Martyrer Johannes und Paulus, die "Wetterheiligen" und Patrone gegen Gewitter, Blitz, Hagel und Regen. Dargestellt als römische Palastbeamte mit Schwert und Palme, sowie mit Blitz, Wolkenkugeln und Hagel.

Die heiligen Geschwister Benediktus und Scholastika. Benediktus, Gründer des Benediktinerordens im Abtsornat (sicher auch hinweisend aus das Benediktinerkloster Tegernsee), Scholastika im Benediktinerinnenhabit mit Ordensregelbuch und Taube.

Den heiligen Kirchenlehrer Augustinus, dargestellt in bischöflichen Gewändern und mit einem Herzen in Händen. Darüber das Symbol der Dreieinigkeit im Strahlenkranz.

Den heiligen Georg, mit Lanze, dem getöteten Drachen und Martyrerpalme.

Die heiligen römischen Märtyrer Quirinus, Chrysogonus und Castorius, die drei Kirchenpatrone des Klosters Tegernsee. Dargestellt mit Schwert, Hammer, Kette und Krone.

Die heilige Margaretha, zu den "drei heiligen Madeln" der 14 Nothelfer gehörend. In der Darstellung mit Schwert, Fackel und dem "Wurm".

 

 

Die Erneuerung des Kirchen-Innenraumes mit Renovierung der Deckengemälde und Wandfresken, sowie der Restaurierung sämtlicher Skulpturen und der Kreuzwegtafeln wurde von der Fa. Wiegerling in Gaißach im Jahre 1991 durchgeführt. Um Fenster und um Wandfresken ranken sich Blumen- und Spitzblattgirlanden sowie Festons, teils gotischen, teils barocken Ursprungs. In den Schildbögen des Chors sehen wir die Wappenkatuschen des Klosters Tegernsee mit den drei Kronen und dem gekreuzten Seelaub und gegenüber das Wappen des vorletzten Abtes Benedikt Schwarz vom Kloster Tegernsee mit einem "Mohren" und Himmelszeichen-Symbolen. In der Laibung des linken Chorfensters spätgotisches Stifterbild mit dem hl. Leonhard; davor knieend ein Stifter, Inschrift: "Thomas Haimpuecher, vicarius in Egern 1491".

 

Die Orgel

Orgeln von 1804 und 1849, 1939 eine pneumatische Orgel mit 2 Manualen und 9 Registern. Pfeifenprospekt - seit 1986 elektrischer Antrieb. 2006 wurde die neue Orgel eingeweiht.

 

Die Glocken

Glocken - soweit bekannt - wurden in den Jahren 1491, 1724, 1757, 1812, 1914, 1921, 1928, 1946 und 1948 angeschafft. In den Kriegsjahren 1917 des Ersten und 1942 des Zweiten Weltkrieges mußten jeweils drei Glocken abgeliefert werden. Elektrisches Läutwerk seit 1964. Heutiges Geläute:

  • Herz-Jesu-Glocke, 482 kg, as, 1948 v. Czudnochowsky, Erding
  • Herz-Mariä-Glocke, 302 kg, b, 1948 v. Czudnochowsky, Erding
  • Leonhardi-Glocke, 175 kg, d, 1946 v. Czudnochowsky, Erding
    Inschrift: 1746-1946 200 Jahre Expositur Kreuth.
    Gestiftet von Czudnochowsky für seine gefallenen Kreuther Kriegskameraden Anton Gloggner und Othmar Sanktjohanser
  • Sterbeglocke, 90 kg, 1921 v. Hamm, Augsburg

 

Der Friedhof


Die Leonhardslegende

Leonhard wurde um das Jahr 500 in der Provinz Gallien, in der Nähe von Limousin im heutigen Zentralfrankreich geboren. Sein Vater hatte unter der Palastwache des Frankenkönigs Chlodwig, dem Gründer des merowingerreiches eine führende Stellung. Leonhard wuchs am Königshof auf und war beim König in solchen Gnaden, daß alle Gefangenen, für die er sich einsetzte, alsbald entlassen wurden. Geschult von Remigius, dem Bischof von Reims war sein Leben voller Religiosität, so daß ihn der König bat, am Hofe zu bleiben, um von ihm ein Bischofsamt zu erhalten. Leonhard zog jedoch die Einsamkeit vor und erbaute mit Getreuen erst eine Einsiedelei und später dann ein Kloster in Noblat im Bistum Limoges. Am 6. November 559 starb Leonhard und wurde in der von ihm erbauten Kirche des Klosters Noblat bei Limoges beigesetzt, dessen erster Abt er war. Bald war er im Ruf der Heiligkeit, Gefangene flehten zu ihm, er befreite sie und zerbrach ihre Ketten. Er ward zum heiligen Bandlöser. Aber auch von Gebärenden und von Pilgern wurde er angerufen. Mit der Zeit wurden die Gefangenenketten vom Landvolk auch in Viehketten umgedeutet - und das bäuerliche Volk hatte seinen Viehpatron. Viele Kirchen wurden ihm zu Ehren erbaut und zahlreiche Wallfahrten und Leonhardifahrten - wie sie dann später hießen - zeugen von der großen Verehrung bis auf den heutigen Tag.

Zu Ehren von St. Leonhard, dem Kreuther Pfarrpatron:


Wir ziehen zu Dir, Sankt Leonhard,
Du Mann von guter, alter Art:
Du hast ein Herz fürs liebe Vieh
und was Du segnest, kränkelt nie.
Du kannst aus Zwang und Ketten -
Gefangene erretten.

Alter Bauernspruch

 

Aus dem Kirchenführer des Katholischen Pfarramtes Kreuth, Text: Josef Fischhaber, Kreuth

Die Kirche ist für Diebe ungeeignet, da verschlossen und gesichert!

 

Ev. Emmauskirche in Kreuth

Ev. Emmauskirche in Kreuth

 

Geschichte der evangelischen Kirche in Kreuth am Tegernsee

Ev.-Luth. Landeskirche in Bayern Kirchenkreis München Dekanat Bad Tölz Land Bayern Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler Pfarrer Dr. Martin Weber. Kirchengemeinde Tegernsee-Rottach-Egern-Kreuth.

Kreuth hat erst seit 1956 eine evangelische Kirche, und das kam so: Die Einwohner Kreuths waren durchwegs Katholiken. Evangelische Badegäste von Wildbad Kreuth besuchten die ev.-luth. Kirche in Tegernsee, bzw. in den Sommermonaten auch den Gottesdienst in einem Betsaal in Wildbad Kreuth, der von Kurpredigern abgehalten wurde. Mit Kriegsbeginn im September 1939 hörte das schlagartig auf. Bad Kreuth wurde beschlagnahmt zur Unterbringung von Kindern, die aus den von Bomben bedrohten Gebieten durch die Kinderlandverschickung in vielen Lagern in Bayern untergebracht wurden. Dadurch und durch die Evakuierten kam ein Zustrom von evangelischen Christen, die hier inmitten des ganz katholischen Gebietes kirchlich erfaßt werden mußten. Das geschah zum Teil durch die Entsendestellen von Rheinland, Westfalen, Hamburg usw., damit die Jugendlichen Religionsunterricht und Konfirmandenstunden erhalten konnten.

Im Jahr 1939 erwarb Fräulein Martha Roesicke aus Berlin das Haus Kirchberg 10 1/2 und bewohnte es mit Fräulein Marie Blaul. Sie führten ein offenes, gastfreies Haus, das unendlich vielen Menschen, die im Dienst der Kirche standen, Erholung und eine christliche Gemeinschaft bot. Es kamen Gäste aus allen Teilen Deutschland, bedeutende Männer wie Bischof Dibelius, Kirchenpräsident Niemöller, Oberkirchenrat Kloppenburg, Probst Asmussen und andere führende Mitglieder der Bekennenden Kirche, sowie Gemeindehelferinnen, Katechetinnen, Diakonissen usw. Allen ist das Kreuther Haus eine Oase gewesen in schweren Kriegsjahren, und mancher hat der kleinen Gemeinde mit Gottesdiensten, Bibelstunden, Vorträgen biblischer und künstlerischer Art gedient. Mit diesem Hauskauf begann eigentlich die Geschichte der kleinen Gemeinde, denn es war selbstverständlich, daß der Einsatz dieses Hauses mit gleicher Intensität dem Aufbau des hiesigen Gemeindelebens galt. Im großen Wohnzimmer des Hauses wurden Gottesdienste gehalten von dem zuständigen Pfarrer D. Naumann aus Tegernsee, sowie von gerade anwesenden Gästen. Die kirchlichen Geräte waren nach Aufgabe des Betsaales in Bad Kreuth im Haus Roesicke untergebracht.

Wohl stellen die Evangelischen im südlichen Oberbayern noch immer eine Minderheit in der überwiegend katholisch geprägten Umgebung dar. Doch - sie sind nicht nur gelitten, sondern es zeigen sich mehr und mehr Ansätze für eine gelingende ökumenische Zusammenarbeit. Damals vielleicht noch mehr als heute. Bereits im Jahr 1940 konnten die evangelischen Gottesdienste, mit Erlaubnis des kath. Pfarrers Kammerloher, in der katholischen Pfarrkirche stattfinden. Diese Erlaubnis wurde durch Anweisung der Diozöse an Pfarrer Engelmann, den Nachfolger von Pfarrer Kammerloher, zurückgenommen, so daß fast ein Jahr lang die Gottesdienste wieder im Haus Roesicke gehalten werden mußten. 1943 erwirkte Pfarrer Naumann durch einen Antrag an Kardinal Michael von Faulhaber eine erneute Erlaubnis zur Benutzung der katholischen Kirche. Obwohl es sich die katholischen Kreuther gar nicht so recht vorstellen können, hatte Pfarrer Engelmann immer ein offenes Ohr für die Belange der evangelischen Christen in Kreuth. Pfarrer Naumann setzte sich mit ganzer Kraft für das Gedeihen der Gemeinde ein und hat durch seine lebendige Wortverkündung und durch gut besuchte Bibelstunden das Gemeindeleben sehr gefördert. Noch heute denken die Gemeindemitglieder in großer Dankbarkeit seines Wirkens. Die Seelenzahl betrug damals 300 bis 400, ebenso später, als sich der Flüchtlingsstrom auch in das Kreuther Tal ergoß. In den Jahren 1944 bis 1947 fand Pfarrer Naumann, der durch die immer zahlreicher werdenden Lazarette stark belastet war, Unterstützung durch den aus Luxemburg ausgewiesenen Pfarrer Fuhr, so daß Gottesdienste und Bibelstunden ganz regelmäßig in Kreuth gehalten werden konnten. Pfarrer Fuhr und seine Frau Jenny geb. Marwede, ist heute noch in gutem Angedenken bei der Gemeinde.

Fräulein Martha Roesicke war im Sommer 1953 aus gesundheitlichen und wirtschaftlichen Gründen gezwungen ihr Haus zu verkaufen, und mit Fräulein Blaul in ein kleines neu gebautes Haus auf gleichem Grundstück zu ziehen. Damit war nun kein Raum mehr vorhanden für Veranstaltungen der evangelischen Gemeinde und für Gottesdienste im Winter. Das Tegernseer Pfarramt bewirkte auf Antrag, daß ein Schulraum für diese Zwecke zur Verfügung gestellt wurde, bis auch diese Möglichkeit durch eine neue Verordnung außer Kraft gesetzt wurde. So gewann das intensive Drängen nach einen eigenen Raum jetzt unmittelbare Bedeutung, wenn das durch 16 Jahre langsam gewachsenen Gemeindeleben in Kreuth nicht wieder ersterben sollte. Die Gemeinde zählt jetzt 200 ständige Mitglieder, nachdem sehr viele Flüchtlinge wieder abgewandert sind. Der Kirchenbesuch ist im Winter schwach, aber im Sommer steigt er durch die Gäste, die zur Erholung nach Kreuth kommen, von 40 auf 140 Besucher. Wie dringend notwendig eine ev.-luth. Betreuung in Kreuth war, zeigen nach dem Krieg die vielen Beerdigungen der im Lazarett (Krankenanstalt Dr. May), an vor allem Knochentuberkulose, verstorbenen Soldaten lutherischen Glaubens. Alle Soldaten wurden im neu gegründeten Gemeindefriedhof in Riedlern beigesetzt und später in den Soldatenfriedhof nach Gmund umgebettet.

Der Kirchenbau

Nachdem Rottach-Egern eine eigene evangelische Kirche bekam, wollten die Kreuther diesen nicht nachstehen. Eine entsprechende Eingabe an den Landeskirchenrat ergab zunächst nur eine Zurkenntnisnahme und ein Hinausschieben des Projektes, da derzeit sehr viele evangelische Gotteshäuser gebaut werden. Der Hinweis, daß 1/3 der Baukosten von der eigenen Gemeinde aufgebracht werden müssen, um 2/3 landeskirchlicher Baumittel zu erhalten, blieb die evangelische Gemeinde konsequent und beharrlich bei ihrem Vorhaben. Am 3.12.1954 wurde in einer Mitgliederversammlung der ev. Kirchenbauverein Kreuth gegründet. Zum Vorsitzenden wählte man Herrn Pfarrer Dr. Naumann und ab 1.1.1955 seinen Nachfolger Pfarrer Hell, und schließlich nach dessen Ausscheiden Herrn Dr. Richard May. Zur stellvertretenden Vorsitzenden wurde Fräulein Roesicke gewählt, zum Schriftführer Forstmeister Pausch, zum Kassenwart Dipl. Volkswirt Gotthardt, zum Beisitzer Polizeikommissar Belzner. Pfarrer Müller, Bad Wiessee, der seit Herbst 1952 zur Entlastung von Pfarrer Naumann den Predigtdienst in Kreuth übernommen hatte, stand der Gemeinde ebenfalls mit Rat und Tat zur Seite, und Pfarrer Hell bemühte sich mehrmals beim Landeskirchenamt um die Genehmigung des Gemeinderaumes und hat es schließlich erreicht, daß die Erlaubnis zum Beginn des Baues noch im laufenden Jahr 1955 gegeben wurde. Es wurden nun monatliche Beiträge von den Kreuther Gemeindemitgliedern und auch von einigen Mitgliedern des Tegernseer Kirchenvorstandes gezeichnet, größere und kleinere bis zu kleinsten Spenden gingen ein. Wesentlich waren in dieser Sammlung die Teilnehmerinnen an den Freizeiten in den Jahren 1946 bis 1950 und die persönlichen Freunde und Gäste des Hauses Roesicke beteiligt. So ist jetzt eine Spendensumme von mehr als 12000,- DM zu verzeichnen. Die Entwürfe des Bauingenieurs Dendtel, deren Erarbeitung er als seinen Anteil am Bau des Hauses leistete und zwar als früheres lebendiges Mitglied der Kreuther Gemeinde, sind nun auch von der Baubehörde genehmigt. Fräulein Roesicke hat 600 qm Land ihres Grundstücks unentgeltlich zur Verfügung gestellt.

 

Die Kirche - Äußeres

Der Baustil ist ein moderner Sakralbau mit einem asymetrischen Giebel und kleinem offenem Glockenturm. Das Innere ist in drei Räume unterteilt und unterkellert.

Vorraum

Betritt man den Eingang auf der Ostseite, so kommt man in den Vorraum, in demselben befindet sich die Gedenktafel für Frau Martha Roesicke:

Dienet dem Herrn mit Freuden - PS 100/2. Zum Gedenken an Martha Roesicke * 6.2.1885 + 6.12.1958

Diese Gedenktafel zum Gedenken und zur Ehrung von Frau Roeicke ist Anerkennung und Verpflichtung zugleich, welche die ev. Gemeinde Kreuth dieser Frau schuldet. Denn sie hat den Kirchenbau durch Schenkung des Grundstücks erst ermöglicht. Wie uneigennützig, großzügig und auch spontan sie handelte, wenn es galt zu helfen, mag der wörtliche Auszug aus dem Protokollbuch einer Kirchenbauvereinssitzung vom Dezember 1954 wiedergeben:

"Pfarrer Naumann gab bekannt, daß das Landratsamt (Kreisbaumeister) den zur Verfügung gestellten Bauplatz von 400 qm als zu klein und daher bebauungsunfähig erachtet habe. Aufgrund einer am 3.12.1954 nachmittags vorgenommenen Ortsbesichtigung mit den Vertretern des Landratsamtes und der Gemeinde Kreuth erklärte erstere, daß sie die Genehmigung nur erteilen könnten, wenn der Platz wenigstens 600 qm umfasse. Frau Roesicke erklärte sich daraufhin bereit, dem Kirchenbauverein die fehlenden 200 qm noch zu schenken. Die Platzfrage dürfte somit gesichert sein." Soweit das Protokollbuch.

 

 

Kirchenraum

Der Kirchenraum ist ein klarer, weiß gestrichener Gottesdienstraum mit einem einfachen Altar und einer kleinen Kanzel. Auf der linken Seite sind zwei sehr schöne schmiedeiserne Kerzenhalter in Kranzform mit Kreuz an der Wand, dazwischen hängt der Glockenstrick. Die Holzbänke wurden vom Großindustriellen Friedrich Flick gestiftet. Auf der Orgelempore steht eine kleine Orgel die nicht mehr den feinsten Klangkörper hat. Ihre Renovierung hat die Kirchengemeinde deshalb in Angriff genommen, über Spenden freut sie sich zu diesem Zweck deshalb sehr.

 

Altar

Den Altar der Kirche schmückt seit 1990 eine originalgetreue Kopie des Fürstätter Altars aus dem Ort Fürstätt bei Rosenheim. Das Original ist in den ersten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts entstanden und befindet sich heute in den Sammlungen des Bayrischen Nationalmuseum in München. Die Kopie wurde vom Kunstmaler Souci Anfang des 20. Jahrhunderts originalgetreu hergestellt. Gestiftet wurde sie von Herrn Prof. Souci, einem Sohn des Malers.

 

Die Sakristei

ist gleichzeitig auch ein kleiner Gemeinderaum. Wird der Gottesdienstraum zu klein, so kann man jederzeit schnell die Zwischenwand zur Sakristei entfernen und um diesen erweitern.

 

Namensgebung

Bei der 35 Jahrfeier am 13./14. Juli 1991 erhielt die Kirche den Namen "Emmauskirche", und erinnert an den Ort Emmaus in der Nähe Jerusalems, an dem der auferstandene Jesu zweien seiner Jüngern begegnete. Nun hatten alle fünf evangelischen Kirchen rund um den See einen Namen: Die Christuskirche in Tegernsee, in Gmund die Erlöserkirche, die Friedenskirche in Bad Wiessee, die Auferstehungskirche in Rottach-Egern und in Kreuth die Emmauskirche.

 

Renovierung

1987 kam Pfarrer Ritter nach Tegernsee und war somit auch der zuständige Pfarrer für Kreuth. Er sorgte dafür, daß die Kirche 1988/89 außen und innen renoviert wurde. Zur 50-Jahrfeier im Juli 2006 wurde die Kirche wieder renoviert und auch die Gartenanlage mit Blick auf den Leonardstein neu gestaltet.


Quelle:
Pfarrer Müller und Dr. Richard May

Kath. Filialkirche Mariae Heimsuchung in Glashütte

Kath. Filialkirche Mariae Heimsuchung in Glashütte

Patrozinium: Mariä Heimsuchung am 2. Juli - Erzbistum München - Freising Dekanat Miesbach Pfarrverband Tegernsee - Egern - Kreuth Benefiziat seit 1824

 

Die Straße nach Tirol war ein entscheidender Entstehungsgrund für die Glashütter Kirche. Das Motiv des Weges bestimmte auch die Wahl des Patroziniums: Mariä Heimsuchung. Beim gefährlichen Weg durch das bayrisch-tirolische Gebirge sollten die Reisenden den Beistand der Mutter Gottes erbitten. So bestimmte der Stifter Abt Bernhard Wenzl den Glashütter Kirchenbau neben der Ehre Gottes, zur Verehrung der allerseeligsten Himmelskönigin, Jungfrau und Mutter Gottes Mariae und dachte dabei an die an einem so wildten Orth Durchreisenten. Heute sind es nicht mehr Wanderer und Fuhrleute, sondern viele Autofahrer, die tagtäglich Glashütte passieren. Ob sie noch an die ursprüngliche Bestimmung dieser Kirche am Weg denken? Brauchen könnten sie es. 1320 wurde die Straße Achensee - Tegernsee erbaut, es war die kürzeste Verbindung von Tegernsee nach Rom. Ursprünglich sollten darüber die Postritte München - Innsbruck geleitet werden. Bedeutung gewann der Weg insbesondere als Salzstraße von Hall in Tirol über den Achensee durch den Wald nach dem Kloster Tegernsee, sowie nach München.

Es findet sich jedoch bis 1690 nirgendwo ein Hinweis auf eine feste Besiedelung im Wald, wie diese Gegend um die heutige Glashütte genannt wurde. Ansätze zu einer Dauersiedlung sind erst mit der Errichtung einer Glasbrennerei unter Abt Bernhard Wenzl erkennbar. Während die Glasherstellung nur zehn Jahre mit mehr oder weniger Erfolg betrieben wurde - 1698 brannte die Glasschmelzerei ab und wurde nicht mehr aufgebaut - werden die ersten Dauerbewohner genannt. Es entstand das erste Gasthaus für welches der Wirt am 28. Juni 1698 das Bierzapfrecht erhielt. Im selben Jahr wurde auch mit dem Bau des Kirchleins begonnen und am 20. September 1700 von dem Freisinger Bischof Johann Franziskus Eckher von Karpfing auf den Titel Mariä Heimsuchung geweiht. Der früheren Ortsbezeichnung nach wird sie Maria im Walde genannt; der heutige Ortsname Glashütte stammt aus dem Jahr 1808 (Gründung der Gemeinde Kreuth). Die Anfänge der Befestigungsanlagen im Achental datieren von 1616 an. Maximilian, der Bruder Kaiser Rudolf II., der in Tirol regierte, ließ im Jahr 1616 einen Grenzpaß gegen Baiern befestigen, da die Lage für die Tiroler bedrohlich war; 1618 begann der Dreißigjährige Krieg. Am Kaiserpaß, dem heutigen Achenpaß, wurden Wachtposten eingerichtet, die Tag und Nacht jeden Einreisenden kontrollierten. Wegen der ständigen Straßenwache wurde das kleine Wachthaus an der nach Glashütte führenden Straße auch Kaiserwacht genannt, welcher Name im Volksmund als Wachtl abgekürzt, sich bis in unsere Tage erhalten hat. Die Bewohner des Wachtl besuchten in späterer Zeit die Gottesdienste in der Glashütter Kirche Maria im Walde, ebenso mußten die Kinder von dort in der Glashütte die Schule besuchen, was zu damaliger Zeit im Winter mit vielen Strapazen verbunden war. In friedlichen Zeiten besuchten auch die meisten Einwohner aus Achenwald das Glashütter Gotteshaus.

Im Jahr 1632 bewilligte Erzherzog Leopold den Grafen Fugger die zollfreie Durchfuhr ihrer Kupferfuhren aus dem Bergwerk Schwaz. Im Jahr 1649 gewährte Erzherzog Ferdinand dem Abt Ulrich III. von Tegernsee die gleiche Vergünstigung für Salz aus Hall in Tirol. 1696 begann Abt Bernhard Wenzl, einer der ausgezeichnetesten Äbte Altbaierns, in Bad Kreuth die Kapelle zum Hl. Kreuz zu bauen, deren Einweihung 1707 durch Abt Quirin III. Millon stattfand. 1698 begann dann der Bau des Kircherls im Wald - der lateinische Name dafür war silva. Zur Einweihung wurden 200 Gulden pares gelt gestiftet, mit der Auflage, daß pro Jahr mindestens vier Gottesdienste abgehalten werden. 1772 wurde mit dem Ausbau der Straße Kreuth - Glashütte begonnen. Zwei Jahre später, also 1774 fehlte noch das Stück von Glashütte bis zur Landesgrenze. Die Klagen über den schlechten Zustand der Straße nahmen kein Ende.

 

Im Wald waren 1727 sieben Untertanen in 6 Häusern

Häusl und Schlosserei, Kaspar Mair, Hs. Nr. 27
Das Wirtshaus, Hans Jaud, Hs. Nr. 26
im Anteil beim Meßner, Christoph Aschenloher, Hs. Nr. 29
der andere Teil beim Mesner, Georg Rupprecht
ein Häusl Karl Erlacher, Hs. Nr. 33
beim Wau, Georg Lendtner, Hs. Nr. 30
ein Häusl beim Forstner im Wald, Hs. Nr. 28

 

Der Kirchenbau - Äußeres

Die Kirche ist ein schlichter Barockbau mit giebelseitig vorspringendem Dachreiter und Spitzturm und Sakristeianbau, sowie einem runden Chorabschluß. Ursprünglich war der Turm ein aufgesetzter Zwiebelturm. Man geht davon aus, daß der Spitzturm erst später im Zuge einer Sanierung erstellt wurde. Hierzu ein Auszug aus einem Sitzungsprotokoll des allgemeinen geistlichen Rates vom 7. März 1853 wiedergegeben: Den: Thurmbau resp. die Baupflicht an der Filialkirche zu Glashütten betr. Vortrag

  • a) Am 30. Nov. 1851 zeigt uns die k. Reg. an, daß der Thurm auf der Filialkirche zu Glashütten, aus Holz errichtet, verfault sei und einzustürzen drohe, und daß sie deshalb ein Projekt über den Neubau desselben und zwar von Ziegelsteinen mit solidem Unterbau habe abfertigen lassen, dessen Ausführung auf 800 Gulden käme. Sie legte zugleich den Plan zu Einsichtnahme und allenfallsiger Erinnerungen dar. Begreiflicher Weise wurde diesseits geantwortet, daß dagegen eine Erinnerung nicht bestehe.
  • b) Ehe es jedoch zur wirkl. Inangriffnahme des Baues kam, erhoben sich Bedenken über die Baupflicht, und es ordnete deshalb das Staatsministerium des Grund und der Öffentlichen Arbeiten durch das Landgericht Tegernsee Erhebungen an.

Das Pfarramt Kreuth gab folgende Aufschlüsse:

  1. Daß die Fil.K. Glashütte vom Abte Bernhard aus dem Kloster Tegernsee im J. 1700 erbaut wurde
  2. Daß genannter Prälat diese Kirche nach der vorhandenen Stiftungsurkunde zur Wendung und Deckung mit einer Fundation von 200 Gulden Capital bedacht habe.
  3. Daß diese Kirche bis zur Aufhebung der Klöster dem Kl. Teg. angehört, und von demselben unterhalten worden sei, - weshalb die Frage über die Baupflicht resp. die Frage aus welchem Rechtstitel dem Staatsärar die Baupflicht und die Unterhaltung dieser Kirche überbürdet worden sei gelöst sei.

Die Kirchengemeinde Glashütte stellte in einem Protokoll vom 21. Mai 1858 die Behauptung auf, daß von ihr - wenigstens seit Gedenken der ältesten Männer - niemals die Unterhaltung der Kirche gefordert sei und daß sie auch gegen die Beiziehung zu den Hand- und Spanndiensten protestieren mußte, weil sie, nur sieben Familien, dieselben ohne Überbürdung nicht leisten könnten. Soweit der Auszug aus dem Sitzungsprotokoll. Somit ist bis heute dokumentiert, daß die Baupflicht zur Erhaltung dieser Kirche dem Landbauamt obliegt.

Beschreibung der Kirch´

von Augustin Schmid, Pfarrer in Kreith von 1815 bis 1835, verfaßt den 16. November 1817 für Glashütte:

Beschaffenheit der Kirche. Sehr klein, einfach, helle, etwas feucht und im Winter sehr kalt.
Altar: ein Hochaltear: Maria mit dem Jesuskinde
Patrozinium Mariae Heimsuchung
Kirchweihe: am 10. Sonntag nach Pfingsten
Alle Monate einmal wird Gottesdienst mit Amt und christlichem Unterricht gehalten, wenn selber nicht von zu schlechter Witterung oder zu tiefem Schnee verhindert wird. Bruderschaften und Stiftungen: keine.

 

Der Innenraum

Die südliche Vorhalle umfaßt die Breite der Kirche; hier ist auch der Aufgang zur Musikempore. Der Kirchen-Innenraum ist saalartig und durch Felderstukierung des Gewölbes besonders gegliedert.

Der Choraltar

In der Nische des Altars steht der köstliche Kirchenschatz: Die Glashütter Madonna. Eine hervorragende Arbeit aus der Münchner Schule aus dem 15. Jhd., polychrom gefaßt und 140 cm hoch. Ein besonderes Kunstwerk stellt die in Kupfer vergoldete gotische Monstranz dar. Im oberen Baldachin der hl. Benedikt, am Fuß die Stifterfigur mit Spruchband. Es ist eine gute Arbeit des 15. Jahrhunderts.

 

Skulpturen

An der rechten Kirchenwand, auf einem Sockel stehend, ist eine weitere Madonnenstatue. Sie ist noch älter als die eigentliche Glashütter Madonna. Nahezu lebensgroß, mit vornehmen Gesicht und reichem Haarschmuck. Sie trägt eine typisch spätgotische hohe Krone und ein Kleid mit reichem Faltenwurf. Neben der Sakristeitür befindet sich an der Wand eine vorzügliche Holzskulptur Anna Selbdritt in Halbfiguren. Rechts Anna, links Maria eine Birne haltend und dazwischen das Jesuskind. Vermutlich stammen alle drei Kunstwerke aus dem Kloster Tegernsee und wurden von Abt Bernhard Wenzl dem Glashütter Kirchlein gestiftet. Vergessen sei auch nicht die etwas derbere Figur der hl. Notburga, der Bauernheiligen von Eben am Achensee; ein gutes Stück Volkskunst aus dem 18. Jahrhundert.

 

Glocken

Glocke von 1948, Kreuz mit Christusbild und Inschrift: 1947 Königin des Friedens, bitt für uns. Sterbeglocke von 1802, Bild Hl. Familie. Die frühere Glocke von 1841 mußte 1915, die von 1921 im Jahre 1942 abgeliefert werden.

 

Benefizium

1824 errichtete König Max I. Joseph ein Benefizium für die Badkapelle und eine Badkaplanei und legte dem Badkaplan die Verpflichtung auf, im Winterhalbjahr seinen Wohnsitz in Glashütte zu nehmen und Fleiß und Mühe auf Unterricht und Bildung der dortigen Jugend zu verwenden.

Auszug aus dem koeniglichen Stiftungsbriefe de d(at)o 16ten Februar 1824: Wir wollen und verordnen, daß in Unserem Bade zu Kreuth während der 6 Sommermonate May bis October einschlüßig ein Badbenefiziat eigentlich Kaplan und zwar mit dem heurigen May anfangend fürderhin und alljährlich unterhalten werde. Dessen Obliegenheiten sollen in Rücksicht auf die Badeanstalt darin bestehen, daß er in der vorhandenen eigenen Kapelle täglich die heilige Messe lieset und an Sonn- und Festtagen dieselbe feierlich für das Volk offeriere, im übrigen sich benöthigten Falls auch vom Pfarrer zu priesterlichen Verichtungen gebrauchen lasse. Wie Uns nun aber berichtet worden, daß in der Glashütten wegen großer Entfernung und unpaßirlichen Wege den Kindern dieser Gegend aller Unterricht abgeschnitten ist, so legen Wir jedem Badebenefiziaten oder Kaplan auch die Pflicht auf, während der sechs Wintermonate November bis April einschlüßig seinen Wohnsitz in der Glashütte zu nehmen und während dieser Zeit mit Haltung ordentlicher Schule allen Fleiß und alle Mühe auf den Unterricht und Bildung der dortigen Jugend zu verwenden. Die weitern Vorkehrungen und Ausmittlungen des Lokals übergeben Wir Unserm Landgerichte Tegernsee und der Mitwirkung des Ortspfarrers. Dagegen bestimmen Wir zur Unterhaltung und Subsistenz eines solchen jeweiligen Bade- und Schulbenefizianten einen jährlichen in Quartalsraten bei Unserer Bräuhaus-Administration in Tegernsee zu beziehenden Gehalt von 200 f, dann freie Wohnung und freie Verpflegung während den 6 Monaten May bis October einschlüßig im Bade zu Kreuth, und bleiben ihm ausser den Sonn- und Festtagen die Meßstipendien frey. Wir werden auf das Betragen und den Fleiß eines solchen Bade- und Schulbenefiziaten Unser besonderes Augenmerk richten und nach seinen Verdiensten bei schicklichen Gelegenheiten dessen Beförderung berücksichtigen lassen. L(ocus). S(igilli).

Quelle: 300 Jahre Kirche in Glashütte von Richard Kölbl
Kreuther Kirchenführer: Text: Josef Fischhaber

 

Renovierung

In den Jahren 2018 bis 2020 erfolgte eine dringend notwendige Renovierung der Filialkirche Mariae Heimsuchung. Das war für die kleine Kirchenverwaltung Glashütte ein enormer Kraftakt.

Doch es hat sich gelohnt. Beim Betreten der Kirche bekommt man ein ganz neues Gefühl. Im Innenraum wurde das Gestühl gestrichen, die Holzvertäfelung an der Wand erneuert und bekam ebenfalls einen Anstrich.
Der Hochaltar glänzt und erstrahlt wieder in neuem Glanz. Er wurde gereinigt, Fehlstellen ergänzt, der Hintergrund der Madonna richtig befestigt und retuschiert wo’s nötig war. Für das Retabel am Hochaltar hat sich glücklicherweis ein Spender gefunden, ihm sei mit einem herzlichen „Vergelts Gott“ gedankt, sowie allen anderen Spendern auch. Alle Figuren und Gemälde, wie auch der Kreuzweg an der Rückwand sind überholt worden. Die ganze Kirche hat eine neue Ausstrahlung. Dazu bekam auch die Sakristei einen neuen Schrank und eine neue Decke. Sie ist jetzt wieder benutzbar.

Nicht nur innen wurde die kleine Kirche renoviert, auch eine Instandsetzung der Friedhofmauer erfolgte. Die Tuffsteinsäulen am Eingang zum Friedhof wurden hergerichtet, der Weg bis zur Kirche gepflastert. Die Bleiblechabdeckung um die Kirche herumgeführt, um den Sockel zu schützen, das Dach der Sakristei erneuert und dann noch die Friedhofsmauer gestrichen.

Die Glashütter haben jetzt wieder ein kleines Juwel in ihrer Ortschaft.

Kapelle zum Hl. Kreuz in Wildbad Kreuth

Kapelle zum Hl. Kreuz in Wildbad Kreuth

 

Zu Wildbad Kreuth gehört auch die Kapelle zum "Heiligen Kreuz". Die sogenannte "Badkapelle" wurde 1696 von Abt Bernhard Wenzl erbaut. Nach dem Brand des Badhauses wird 1706 ein neues Badhaus - unser heutiges "Altes Bad" - errichtet und die vergrößerte Badkapelle in diesen Badbau integriert. In der heutigen Form erfreut "dieses seltene Kabinettstück altbayrischer Baukunst" das Auge jeden Besuchers. Der seit dem Jahr 1700 regierende Tegernseer Abt Quirin IV. Millon weihte im Jahre 1707 das kleine Gotteshaus zu Ehren dem gekreuzigten Herrn Jesus, der schmerzhaften Mutter Maria, dem Evangelisten Johannes und der Büßerin Maria Magdalena.

 

 

Im Jahr 1710 stiftete der Bischof von Freising für den Kreuzaltar einen Holzsplitter vom Kreuze Christi. Namensgebend für die Kapelle und auch für die Quelle - "Zum Heiligen Kreuz" - war der beherrschende Kreuzaltar mit den oben erwähnten, unter dem Kreuz befindlichen Heiligen und den das heilige Blut Christi auffangenden Engeln. Zu diesem Altar gibt es eine besondere Geschichte, die der Fischhaber Sepp im Gemeindeboten vom Februar 1996 erzählt: Im Jahr 1612 stiftete der Wirt zu Oberwarngau Caspar Khäzl den Kreuzaltar für die dortige Pfarrkirche, der, zur damaligen Zeit üblich, mit dem Einverständnis des Pfarrers, unterhalb des Aufganges zum Hochaltar errichtet wurde. Im Jahr 1629 kam ein neuer Pfarrherr, dem der Kreuzaltar überhaupt nicht gefiel und der alles versuchte den Altar zu entfernen. Trotz Androhung von Strafe durch das zuständige Gericht Wolfratshausen, das vom Stifter verständigt worden war und unter Umgehung des vorgesetzten Klosters Tegernsee, gelang es dem Pfarrer die Zustimmung des Bischofs von Freising zu erlangen. Nachdem das Kloster Tegernsee vom Gericht Wolfratshausen verständigt worden war, daß der Pfarrer "sambt seinen Brüdern innen die Khürchen versperrt und den Greiz-Althar mit eigener Hand selbst weckgerissen" habe, ließ Abt Quirin III. Ponschab von Tegernsee den Altar im Jahr 1631 - ein Jahr vor dem die Schweden im Dreißigjährigen Krieg brandschatzend und mordend bis nach Tegernsee vordrangen - nach Kreuth bringen und dort aufbewahren.

Es ist anzunehmen, daß Abt Bernhard Wenzl die erste Kapelle unter Berücksichtigung der entsprechenden Größe des Chorovals für den vorhandenen Altar erbaute, der dann Abt Quirin IV. Millon - wie eingangs erwähnt - die heutige, einmalig schöne bauliche Gestaltung gab, mit ihren zwei Zwiebeltürmen und den von König Max angebauten kleinen Brunnen. Als besondere Votivgabe schmückt ein wertvolles Auferstehungsrelief aus der Zeit Albrecht Dürers den Andachtsraum. Der siegreiche Christus steigt aus dem Grabe, umgeben von schlafenden Wächtern. Im Hintergrund - darüber - schauen die drei Marien mit Nikodemus in das leere Grab. Ein dankbarer Kurgast in Bad Kreuth, Herr Ferdinand Nielsen aus Bremen, hat dieses Kunstwerk im Jahr 1887 für die Kapelle gestiftet.

 

 

Heilige Lanze

Ferner ist in der Kapelle eine reich verzierte, barocke so genannte "Hl. Lanze" zu sehen. Diese Lanzenspitze soll mit der echten Heiligen Lanze in der Kirche Santa Croce die Gerusalemme in Rom berührt worden sein. Somit eine Berührungsreliquie. Zu dieser Lanze gibt es aber selbstverständlich auch eine Legende: Ein Jäger sei in große Lebensgefahr geraten, als er eines Sonntag vormittags auf der Jagd diese Lanze einem Eber in den Leib gestoßen habe. Dabei sei die Lanze abgebrochen, und in seiner Todesangst habe der Jäger gelobt, niemals mehr an einem Sonntagvormittag zu jagen. Darauf wurde er gerettet und stiftete zum Dank die Lanzenspitze der Kapelle "Zum Heiligen Kreuz" in Bad Kreuth.

 


Oratorium

Eine weitere Besonderheit ist der Einbau des Oratoriums in den ins "Alte Bad" hineinreichenden Teil der sehenswerten kleinen Kapelle. Zum Kirchenraum hin wird dieses Oratorium durch eine reich geschnitzte hölzerne Brüstung geschützt. Sie weißt die Initialen Q. A. (Quirinus Abbas) des Erbauers auf.

 

 

Hinter dem Altar befindet sich eine grottenähnliche Nische mit einem "Heiligen Grab", daneben einen Heiland an der Geißelsäule mit den Leidenswerkzeugen. Dieser Anbau ist älter als die Kapelle, vielleicht die ältere Wallfahrtskapelle von 1696 oder gar eine noch frühere Andachtsstätte.
Ein Kuriosum sind die Haare des Christus am Kreuz: sie sind nämlich echt.

Die Kapelle wurde im Jahr 1951 renoviert und ist im Privatbesitz. Sie ist sehenswert, aber nur zu den Gottesdienstzeiten geöffnet.

Kath. Pfarrkirche St. Quirinus in Tegernsee

Kath. Pfarrkirche St. Quirinus in Tegernsee


Widerholt hat man festgestellt, dass die Tegernseer Klosterkirche nicht zu jenen großen Klosterbauten gehört, die rein nur einen Kunststil repräsentieren. Sie ist eine gewachsene Kirche, in der alle Epochenihre Spuren hinterlassen haben, ja sich oft in Schichten überlagerten.

Bereits die Kirchenfassade ist für den, der zu "lesen" versteht, ein aufgeschlagenes Geschichtsbuch: Kurz nach der Jahrtausendwende ließ Abt Peringer eine der ersten Doppelturmfassaden Bayerns errichten. Diesen romanischen Türmen hat man im 15. Jahrhundert neue Obergeschosse und Helmspitzen aufgesetzt. Die Barockzeit brach große Fenster in die Mittelalterliche Fassade und setzte ihr ein Portal aus Tegernseer Marmor vor; doch über diesem Portal von 1690, gleichsam wie eine Relquie gefaßt, ein herausragendes spätmittelalterliches Kunstwerk: die ehemalige Deckplatte des Stiftergrabes mit den Figuren der Klostergründer Adalbert und Ottkar, geschaffen 1457 vpm Münchner Bildhauer Hans Haldner. Der Barock plante zwei prachtvolle hohe Türme, etwa in der Art der Münchner Theatinerkirche, zur Ausführung gelangten sie nie. So fiel nach der Klosteraufhebnung (1803) dem königlichen Hofarchitekten Leo von Klenze die Aufgabe zu, der halbmittelalterlichen, halb barocken Kirchenfront ein einheitliches Aussehen zu geben. Er tat dies nunmehr im klassizistischen Stil, mit verblendeten Tuffpilastern, neuen Fenstern, einer großen Balustrade, Putz- und Holzgesimsen sowie einer neuen Helmform für die Türme.

Nach Überresten der ersten Klosterkirche, der des 8. Jahrhunderts müßte man wohl graben. In der Prähistorischen Staatssammlung in München sind zwei karolingische Kapitelle aus der Zeit um 800 zu sehen, die 1895 bei Bauarbeiten in der Krypta zum Vorschein kamen. man hatte sie im 11. Jahrhundert umgedreht und als Säulenbasen verwendet.

Vom zweiten großen Kirchenbau, dem des 11. Jahrhunderts, sind es eben die Krypta-Anlage unter dem Altarraum und die beiden Türme, die erhalten sind - zwei Bauteile gerade an den entgegengesetzten Enden der Kirche. Allein ihre Lage zeigt die eindrucksvollen Dimensionen (Länge gut 70 Meter!) der dreischiffigen romanischen Basilika von Tegernsee. Von ihrer kostbaren Ausstattung mit Altären, Malerei, Goldgerät und den revolutionär neuartigen bunten Glasfenstern kündet nur noch die Klosterchronik.

Der Kirchenbau, so wie er heute steht, ist ein Neubau des 15. Jahrhunderts. Das ist nicht nur Folge einer neuen klösterlichen Blütezeit, die damals mit der Einführung eines reformierten Ordensleben nach Melker Vorbild begann. Die alte Kirche, mehrfach durch Brand geschädigt und wieder repariert, war auch morsch geworden: 1424 stürzte unversehens nach einem Gottesdienst, als alle gerade die Kirche verlassen hatten, das Chorgewölbe ein. Altar und Heiligengräber wurden zerschmettert, die Trümmer schlugen durch bis in die Gruft.
Zwei tatkräftige Refromäbte, Kaspar Ayndorffer (1426-1461) und Konrad Ayrinschmalz (1461-1492), bewirkten nicht nur die innere Erneuerung , sie schufen auch baulich ein neues Kloster. 26 Altäre zählte nun die Klosterkirche. Wenigstens zum Teil sind diese Spitzenwerke der altbayrischen Spätgotik erhalten, allerdings verstreut auf viele Museen und Sammlungen; allein um alle Tafeln des alten Hochaltars zu sehen, muß man heute nach München, Nürnberg, Bad Feilnbach und Berlin reisen. Vom einst überreichen Kirchenschatz blieb nur die große Monstranz von 1448, und das, weil ihr Material (Kupfer) nur wenig wert ist.

Abt Benedikt Wenzel (1673-1700) hatte es nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) unternommen, eine ganz neue Klosteranlage zu errichten, im damals modernsten Kunststil, dem des frühen Barock. Vom bisherigen Kloster blieb einzig die altehrwürdige Klosterkirche stehen. Ihr wurde ein neues barockes Kleid übergestreift: Üppiger weißer Stuck mit Fruchtgehängen und engelsfiguren, von italienischen (genauer wohl Graubündner) Stukkateuren, umrahmt kräftig farbige Fresken. Hans Georg Asam hat sie in sechsjähriger Arbeit (1688-1694) geschaffen. Sie zeigen in der Vorhalle den heiligen Quirinus und seine Wunder, in Haupt- und Seitenschiffen das Leben Christi.
Die weitere ausstattung, sie Säulen und Altäre aus Tegernseer Marmor, die großen altarbilder von Johann Carl Loth, die Figuren ... man muß sie sich selbst anschauen.

Wirklich fertig ist eine große kirche nie. Stets kommt neues hinzu, muß auch erneuert werden. Die erste große Renovierung, anläßlich der Tausendjahrfeier 1746, bescherte der Kirche die beiden Rokoko-Kapellen zu ehren der heiligen Qurinus und Benedikt.

Mit der Säkularisation 1803 war das Kloster aufgehoben, Besitz und Gebäude nun Staatseigentum. Ein staatlicher Lokalkommissär hatte sich un die möglichst gewinnbringende Verwertung des Klosterkomplexes zu kümmern. Lang ohne Erfolg; denn wie sollte man das Riesengebäude "in der hiesig öden Gegend" nutzen? Nur die bisherige Klosterkirche erhielt als neue Pfarrkirche recht schnell wieder eine Zweckbestimmung. Dei alte "Burgtorkirche" wurde dafür abgerissen.Der erste Aufkäufer, Graf Drechsel, ließ 1805 den ganzen Westtrakt mit den Flügelbauten abreissen. so steht heute nur noch die Hälfte der ehemaligen Klosteranlage.

1815 kaufte König Max I. Joseph aus seiner Privatschatulle das ehemalige Kloster. Tegernsee wurde Sommerresidenz, das Kloster Schloß. Die ehemalige Klosterkirche wurde dadurch zwar nicht "Schloßkirche", doch die Pfarrkirche im Schloß blieb natürlich von der neuen königlichen Nachbarschaft nicht unbeeinflußt.
Zur verständlichen Freude der mittellosen Pfarrei ergriff der König die Initiative zur "Vollendung" der Fassade und einer umfassenden Innenrenovierung. Die damit bedrauten Hofkünstler erstrebten einerseits "möglichste Vereinfachung", andererseits Anpassung an die Bedürfnisse einer Pfarrkirche: Die Kirche erhielt ein neues Gestühl; der Mönchschor wurde abgemauert (dadurch die Kirche um 15 Meter verkürzt); elf "entbehrliche" Altäre (von insgesamt 16) verschwanden; Hoch-, Marien- und Sakramentsaltar erhielten klassizistische Holzaufbauten; die ganze Kirche wurde nun wieder weiß gestrichen, dabei die vielen kleinen Engel-Fresken gleich ganz übertüncht.

Seit der Säkularisation sind Staat und Pfarrei gemeinsam für die tegernseer Pfarrkirche verantwortlich - der Staat (durch das Landbauamt Rosenheim) für den Bauunterhalt, die Pfarrei für die Ausstattung. Zur 1200 Jahrfeier 1946 gelang es Pfarrer Ludwig Bergmaier mit seinen vielen Helfern und auf Reichsmarkbasis eine große Innenrenovierung. Die wieder hervorgerufene Rokokofarbigkeit rief allgemeine Begeisterung hervor.

Aus dem Kirchenführer des Katholischen Pfarramtes Tegernsee, Text: Dr. Roland Götz, Tegernsee

Kath. Filialkirche St. Quirinus in St. Quirin - Pfarrei Tegernsee

Kath. Filialkirche St. Quirinus in St. Quirin

 

Die Entstehung der Kirche am Ostufer des Tegernsees ist nach Aussage der ältesten Quirinus-Legende (Ende 9. Jahrhundert) eng mit der Übertragung der Reliquien des Heiligen verbunden: Als die damit Betrauten "am Ufer etwas ausruhen wollten und sich danach wiedr erhoben, da floß dort, wo die Trage mit dem heiligen Leib gestanden war, eine lichte Quelle hervor. Sie war angenehm im Geschmack und heilsam bei Berührung, und viele Heilungen wurden dort durch die Kraft des Herrn gewirkt".

Um 1170 ist im Zusammenhang mit einer Krankenheilung erstmals eine hölzerne Kapelle über der Quelle erwähnt. Abt Kaspar Aindorfer ließ gegen 1460 die bis heute bestehende Steinkirche bauen, wohl im Zusammenhang mit der Entdeckung des heilkräftigen Quirinus-Öls am gegenüberliegenden Seeufer. 1474 erhielt der Altar einen Aufbau von Gabriel Mäleßkircher. Unter Abt Quirin Rest (reg. 1568-1597) sind Erinnerungsarbeiten an der Kirche belegt. Der frühbarocke Altar, datiert 1638, trägt an den Sockeln der Säulen die Wappen des Klosters (links) und des Abtes Ulrich Schwaiger (reg. 1636-1673.

An die umfassende Umgestaltung unter Abt Bernhard Wenzel erinnern im Stuck des Chorbogens die Jahreszahl 1676 und (östlich) Wappen und Initialen des Abtes. Er ließ das Obergeschoß der Vorhalle mit dem Dachreiter und den Sakristeianbau errichten, das Innere "mit Gibs ausarbeiten", Brunnen, Fenster und Gestühl in barocken Formen erneuern.

Nach der Säkularisation wurde die bislang direkt vom Kloster unterhaltene Kirche Filialkirche der Pfarrei Tegernsee. Im 19. und 20. Jahrhundert waren wiederholt durch die Lage an Straße und See bedingte Schädenzu beheben; die letzte Renovierung des Inneren erfolgte 1962-1968. Die Kirche wird regelmäßig für Gottesdienste genutzt.

Ausstattung

Im Zentrum steht der 1679 datierte Rotmarmor-Brunnen als Fassung der Quirinus-Quelle. Der schmiedeiserne Aufbau wird bekrönt von einer Statuette des Heiligen. Auch die Seilwinde und der original getriebene Kupfereimer zum Schöpfen des Wassers sind erhalten.
Prägend für den Raum ist der weiß gefasste Stuck. Einheimische Maurer-Stukkatoren aus der Schlierseer Gegend überzogen Wände und Gewölbe mit einer reichen Dekoration, die aus in Modeln vorgefertigten Ornamenten zusammen gesetzt ist: Blüten und Fruchtgirlanden, Muscheln, Akanthus- und Lorbeerblätter, Perlstab und Volutenranken, dazu Engelsfiguren, Komposikapitelle und die zwölf Apostelkreuze, an der Decke Monogramme der Namen Jesu und Maria. Auch die Aufbauten der beiden Seitenaltäre sind stukkiert.

Eine klingende Kostbarkeit ist die großenteils original erhaltene Orgel, mit fünf Registern, aus dem 17. Jahrhundert.

Aus dem Kirchenführer des Katholischen Pfarramtes Tegernsee, Text: Dr. Roland Götz, Tegernsee

Kath. Pfarrkirche St. Ägidius in Gmund

Kath. Filialkirche St. Quirinus in St. Quirin

 

Vom Nordufer des Tegernsees grüßt die einzige Turmzwiebel des Tales; sie gehört zum Gotteshaus von Gmund. Diese bis 1693 dem hl. Michael geweihte Kirche soll auf eine Gründung des hl. Bonifatius zurückgehen. Um 910 wurde der Ort, samt Holzkirche, von den Ungarn eingeäschert.
Unter Abt Eberhard II. (1068-1091) löste ein Steinbau den Holzbau ab. St, Michael zu gmund galt bis 1187 bzw. 1274 als die Urpfarrei des Tegernseer Tales, aus der nach und nach die Pfarreien St. Laurentius in Egern (1111), St. Leonhard in Kreuth (1184) und sT. Johann am Burgtor in Tegernsee (15. Jahrhundert) ausgepfarrt wurden. St. Martin zu Waakirchen mit eigenem Taufstein und Friedhof zählte von 1315 bis 1809 und HL. Kreuz in Schaftlach von 1476 bis 1946 als Filialen von Gmund. 1017 tauchte im Tegernseer Klosterurbar erstmals der Name Gimunda und 1078 des eines Pfarrers Gerwig von Gmund auf.

Unter Abt Kaspar Ayndorfer wurden in Gmund vier Altäre genannt, die zu Ehren der Heiligen Michael, Ägid, Nikolaus und Maria standen. 1491 erweiterte man die Kirche.
Beim Einfall der Schweden 1632 legten diese Feuer und richteten einigen Schaden an. So wurde das baufällige Gotteshaus unter Abt Ulrich Schwaiger 1688 abgerissen und nach Plänen Lorenzo Sciascas neu erbaut. Nur Turm und Totenkeuche im Westen blieben stehen.
Der Graubündner Baumeister gestaltete die einschiffige Saalkirche nach Formen des italienischen Barock.  Vier Joche gliedern das Schiff. Ein mächtiges Tonnengewölbe ruht auf den Pfeilern. Die Decke ziert geometrisches Rahmenwerk, die Strebepfeiler stark verkröpftes Gebälk. Die Hauptrunde Apsis verstärkt noch den breiträumigen Eindruck der lichtdurchfluteten Kirche. Dies barocke Gotteshaus wurde 1693 dem hl. Benediktiner-Abt Ägidius geweiht.

Hans Georg Asam schuf das neue Altarblatt mit dem Schutzpatron und jenes mit den Wasserpatronen St. Joh. Baptist und St. Nikolaus gür den rechten Seitenaltar. Den Hochaltar umgeben die Figuren St. Joachim, St. Josef und im Auszug St. Michael, den Teufel besiegend.
Am Marienaltar befindet sich eine ausdrucksstarke sitzende Madonna mit Kind - Ende des 15. Jahrhunderts. Das Kruzifix mit der Schmerzensmutter fand 1696 seine Aufstellung. Gegenüber hängt die Kanzel aus dem Jahr 1691. Die sechs spätgotischen Figuren daran stammen vermutlich aus dem alten Chorgestühl des Klosters Tegernsee. 1693 kamen die Statuen der 12 Apostel zur Kirchenausstattung hinzu. Drei davon - Philippus, Jakobus d. Ä.. Jabobus d. J. - stammen aus gotischer Zeit, wurden weißgold gefaßt und den neugeschaffenen Figuren hinzugestellt.

In der Totenkapelle hängen Gedächtnistafeln derer von Reiffenstuel. War doch ein Simon Reiffenstuel herzoglich bairischer Brunnen- und Zimmermeister; oder Hans Reiffenstuel der Erbauer der Salzsoleleitung von Reichenhall nach Traunstein im Jahr 1596. Das wertvollste Stück der Kirche dürfte jedoch ein vergoldetes Holzrelief von Ignaz Günther sein, mit dem Motiv "Der barmherzige Samariter" von 1763.

Am Westrand spitzt die kleine Zwiebel der "Mariahilfkapelle" über die Friedhofsmauer. sie wurde 1635 als Pestkapelle erbaut und damals Sebastian und Rochus, den Pestheiligen, geweihr. Heute dient sie als Kriegergedächtniskapelle.

Aus dem Kirchenführer des Katholischen Pfarramtes Gmund

Kath. Pfarrkirche St. Laurentius in Egern (Rottach-Egern)

Kath. Pfarrkirche St. Laurentius in Egern


Der Name Egern (ursprünglich Egerdach, Egridun, Egerdan) bedeutet: Zu den ehemals gepflügten, nun zum Graswuchs benutzten Feldern. Urkundlich erscheint der Ort zum erstenmal um 1111. Die politische Gemeinde Rottach ist unter Abt Eberhard (1068-1091) mit Adalprecht de Rota erstmals erwähnt.

Die Kirche wurde unter dem Tegernseer Abt Aribo 1111 erbaut und dem hl. Diakon Laurentius geweiht. Feier des Patruziniumfestes ist der 10. August. Laurentius starb als Martyrer 258 bei der Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Valerian. Auf Grund einer Urkunde von Bischof Otto II. von Freising ist Egern seit 1187 Pfarrei.

Unter dem guterhaltenen und wunderschönen Fresko, von 1427, an der Südseite außen wird Conrad Kornsaer als "Verbeser diser Kirch" genannt.

Abt Ayrinschmalz vom Kloster Tegernsee ließ 1466 eine neue Kirche im gotischen Stil erbauen, sie wurde ebenfalls dem hl. Laurentius geweiht. Das einschiffige Gotteshaus mit seinem 51 m hohen Turm an der Nordseite des halbrund geschlossenen Chors blieb bis heute unverändert. Lediglich das Langhaus wurde 1707 und 1708 durch den Anbau einer Orgelempore verlängert. Bereits 1621 wurde der Turm unterfangen, da er sichj bedenklich nach Norden senkte. Wahrscheinlich wurde die Kirche vom Klosterbaumeister Alex Gugler erbaut.

1671-1672 erhielt der vierjochige gotische Innenraum barocke Stukkaturen durch zwei Schlierseer Maurer-Stukkateure der Miesbacher Schule: Weinranken auf den Wandsäulen und im Chorbogen, ornamentalen Schmuck in den Stichkappen. Fruchtgehängeumgeben das Wappen von Tegensee, das Monogramm mariens usw. in den Feldern des nördlichen, fensterlosen Langhauses. Überliefert sind die Namen des Poliers Martin Fischer, der Gesellen Hans Nagl, Hans Gaißl, Kaspar Erhardt und des Gipskochers Martin Ehamb.

Die Kirche ist 28 m lang, der Altarraum 9 m lang. Sie ist 9 m breit. Der Innenraum ist spätgotisch, er wurde 1671 barockisiert, der Stuck von der Miesbacher Schule aus der Frühzeit Bairischen Barocks.

Zur kostbarten Ausstattung der Kirche gehören das Hochaltarbild von Hans Georg Asam aus dem Jahr 1690, das den Titelheiligen darstellt und das Gnadenbild "Unsere liebe Frau von Egern" aus dem 15. Jahrhundert im rechten Seitenaltar. Ihm wurden wunderbare Gebetserhörungen zugeschrieben. Der Schreinermeister Georg Höß zum kistler in Egern, hat 1685 die Schreinerarbeiten am Marienaltar, 1686 am Magdalenenaltar, 1689 am Hochaltar ausgeführt.

Das viel verehrte Gnadenbild ist 1025 m hoch. Bis 1804 haben die Pfarrvikare die Gebetserhörungen aufgeschrieben. Im Pfarrarchiv sind 2 Bände "Marianischer Wunderbaum" erhalten. Bei der Säkularisation wurde die Wallfahrt verboten.

Große Votivbilder von der Sendlinger Mordweihnacht 1705, vom Spanischen Ebfolgekrieg, von den napolionischen Kriegen 1800-1814, vom Deutschen Krieg 1866 und vom Deutsch-Französischen Krieg 1870/71, sämtlich mit den Namen der Gefallenen und Heimgekehrten aus den Pfarreien Egern und Kreuth hängen in der Kirche.

Die 3 großen Glocken aus der Gießerei Bachmair, Erding (1882) mußten im 2. Weltkrieg abgeliefert werden. Nur die kleinere, das Sterbeglöcklein, von Barth, Wengle in München 1620 gegossen durfte bleiben. Nach dem Krieg, unmittelbar nach der Währungsreform, bekam der turm wieder 3 Glocken von der Glockengießerei Czudnochowski in Erding: die antoniusglocke, die Marienglocke und die Laurentiusglocke. Die Glocken wurden durch Sammlungen von den Pfarrangehörigen gestiftet.

Auf der Nordseite der Kirche, an der Seestraße, steht eine Kapelle, früher Totensakrer genannt (hier wurden die Toten aufgebahrt und die Gebeine aus aufgelassenen Gräbern verwahrt), im spätgotischen Stil. 1508 wurde die Kapelle zu Ehren der Pestpatrone Sebastian und Rochus erbaut. Die Renovierung von 1966 legte den sparsamen alten Freskenschmuck der Gewölbe frei und machte den anziehend ausgestatteten Raum zur Taufkapelle.

Auf der Nordseite des Friedhofs ist eine Kapelle als Seiteneingang zur Kirche zum Gedächtnis für die Gefallenenn der Kriege errichtet.
Dort sind eingeschrieben von der Sendlinger Bauernschlacht von 1705 26 Namen, vom russischen Feldzug von 1812 20 Namen, vom Deutsch-Französischen Feldzug von 1870/71 5 Namen, vom 1. Weltkrieg von 1914/18 104 Gefallene und 11 Vermißte, vom 2. Weltkrieg 1939/45 153 Gefallenen, 5 verstorbene und 15 Vermißte.

Auf dem Egerer Friedhof fanden ihre letzte Ruhe zwischen alteingesessenen Geschlechtern die Dichter Ludwig Thoma und seine Geschwister Peter und Berta, Ludwig Ganghofer, Maidi Liebermann, der Opernsänger Leo Slezak mit Frau und Tochter, Karl Alexander von Müller; internationale Aristokratie: Wittengenstein, Henkel- Donnersmark, Honourable William Lord Ponsonby; Graf Adlerberg, der letzte russische Botschafter am bayrischen Hof; Graf Nikolaus Comte Adlerberg +25.12.1892 und Gattin Amelie +31.6.1888, Adjutant des letzten russischen Zaren; Joseph Ennemoser, Dr. der phil. und Medizin, geb 1787 zu Schönau im Passeirtal in Tirol, gest. 19.9.1854 - Adjutant und Geheimschreiber von Andreas Hofer.
Es ist unmöglich, sie alle aufzuzählen, alle ruhen sie hier im Tod vereint.

Aus dem Kirchenführer des Katholischen Pfarramtes Egern, Text: Pfarrer Josef Kronast

Kath. Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Bad Wiessee

Kath. Pfarrkirche Maria Himmelfahrt in Bad Wiessee


Die Mönche der Benediktinerabtei Tegernsee hatten am Westufer des Tegernsees Landwirtschaft und in eigenen Fischweihern Fischzucht betrieben sowie eine Glasbläserei unterhalten. In dieser Glasbläserei sollen im 11. Jahrhundert für den Augsburger Dom die frühesten Glasgemälde Europas entstanden sein.

"Anno 1441 hat ein Konvenzuale des Klosters Tegernsee in der St. Quirinuskapelle am Ostufer des Sees gelesen. Als er die Kapelle verlassen wollte, sah er vom Westufer des Sees her einen goldenen Streifen ziehen. Er fuhr mit seinem Boot hinüber und entdeckte auf dem Wasser schwimmendes Erdöl. Dieses kam aus einer Ölquelle, welche in einer sumpfigen Wiese beim Rohbogner Hof entsprang. Abt Kaspar Ayndorffer (1426-1461) ließ die ölhaltige Quelle fassen und ein Brunnhaus darüber errichten. Das Kloster versandte bald - in Fläschchen verpackt - 'Quirinusöl', nach dem Klosterpatron St. Quirinus benannt. Hans Georg Asam hat 1690 in der Klosterkirche zu Tegernsee das 'Ölwunder' im Bild festgehalten: Ein Benediktinermönch verteilt am Brunnhaus zu Wiessee (=westlich des Sees) das Quirinusöl in kleinen Fläschchen an das Heilung suchende Volk (Heid).
Veranlasst durch diesen ersten Ölfund wurde seit 1838 mehrmals nach Öl gebohrt, aber ohne rechten Erfolg. Dann kam 1904 der Holländer Adrian Stoop und bohrte auf eigene Kosten, aber auch er konnte nicht die erhoffte Ölmenge fördern. Der Zufall wollte es, dass schließlich im Jahr 1909 an Stelle von Erdöl die stärkste Jod-Schwefelquelle Deutschlands erschlossen wurde. Bald konnte der Kurbetrieb aufgenommen werden und im Jahr 1922 erhielt der Ort das Prädikat "Heilbad Wiessee".

Politisch und kirchlich gehörte fast das ganze Gebiet am Westufer des Sees zum Kloster Tegernsee; seit der Aufhebung des Klosters 1803 zur Pfarrei Tegernsee. Bedingt durch den zunehmenden Kurbetrieb, seit ca. 1910, ist die Zahl der Bewohner am Westufer stark angewachsen. so dass der Wunsch nach einer selbstständigen Seelsorgsstelle mit eigener Kirche erwachte, mussten doch - mit Ausnahme weniger Jahre, in denen eine Notkirche am Fuß des heutigen "Kirchbichl" (früher "Wasserpointhügel") stand - die Wiesseer sonntags wie werktags zur hl. Messe mit dem Boot nach Tegernsee rudern.

Am 24. April des Jahres 1904 wurde ein Kirchenbauverein gegründet, dessen Aufgabe es zunächst war, die nötigen Geldmittel für den Bau der Kirche beizubringen. Als aber die Inflation im November 1923 den mühevoll angesammelten Kirchenbaufonds fast vollständig verschlungen hatte, stand man wieder am Anfang allen Behühens.
"Arm wie eine Kirchenmaus, aber frech wie ein Spatz" begannen  die Wiesseer unter dem inzwischen ernannten Expositus Johannes Gansler dennoch im Jahr 1924 mit einer Geldsumme von 23,37 Mark den Bau der Kirche. Architekt der Kirche wurde Rupert von Miller, ein Neffe Oskar von Millers, des Begründers des Deutschen Museeums in München. Im Herbst 1924 wurde mit den Stützmauern begonnen. Am 15. April 1925 konnte der Grundstein auf dem "Kirchbichl" gelegt werden.

1925 wurde der Rohbau errichtet und bereits in der hl. Nacht desselben Jahres erklangen die vier Glocken vom Kirchturm.. Eine beispielhafte Opferbereitschaft der Wiesseer hat es möglich gemacht, dass schon am 10. Oktober 1926 durch Se. Eminenz Kardinal Michael von Faulhaber die Kirche ihre Weihe erhielt, auch wenn die Einrichtung zunächst nur aus dem Notwendigsten bestand. 1924 als Expositur errichtet, wurde Bad Wiessee am 15. August 1942 zur Pfarrei erhoben. Durch die exponierte Lage auf dem "Kirchbichl" beherrscht die Wiesseer Pfarkirche das Westufer des Sees.

Zum 50-jährigen Bestehen wurde die Kirche 1976 renoviert und erhielt nach kleineren Veränderungen im Innern ihr heutiges Aussehen.

Baubeschreibung

Bei der Bad Wiesseer Pfarrkirche handelt es sich um einen geosteten, längsrechteckigen Bau mit hohem Satteldach und einem polygonal schließenden Choranbau mit Zeltdach. An der Nordwand erhebt sich vor dem Chor ein Turm mit auffallend hoher, sehr spitz zulaufender Haube. Aus der Südseite des Kirchenbaus tritt im vorderen Bereich ein kleiner Anbau hervor. Die Westfassade zeichnet sich durch ein Rosettenfenster und einen darunter liegenden Portalvorbau aus.

Die Figuren am äußeren Südportal hat Prof. Julius Seidler geschaffen. Von geschichtlichem Interesse ist die kleine östlich gelegene Eingangstüre auf der Südseite: Sie führt uns zurück in die Zeit des 1. Weltkriegs (1914-1918) und gibt einen Einblick in die damalige Einstellung der Menschen zum Krieg. Jürgen Heid nennt sie die "Tür aus Eisen". Diese Türe zeigt ein aus Eisen geschmiedetes Schwert, von Lorbeer und Eichenlaub umschlungen. Sie wurde am 15. August 1916 vor dem Gasthof zur Post aufgestellt. Der Erlös für die Nägel, die gegen Bezahlung in die Eichentür geschlagen werden durften, kam der Kriegshilfe zugute. Diese eigenartige Türe war ursprünglich als Eingangsportal vorgesehen. Ihre Inschrift lautet: "Das Bayernvolk in Sieg und Wehr gibt Gott die Ehr, weiß tiefen Dank dem tapfern Heer".

Innenraum

Elemente der Neugotik und des Jugendstils prägen den Innenraum der Kirche. Das Langhaus überspannt eine Spitzbogendecke aus Holz, die durch den Wechsel ihrer Farben - verschiedene Blaustufen sowie rot und goldfarben gefasstes Gebälk - dem Kirchenraum Farbigkeit und Lebendigkeit verleiht. Die Decke wird auf beiden Seiten von fünf Konsolen aus Stein getragen.
In Helligkeit und Farbgebung hebt sich der Chor vom Langhaus ab. Etwas eingezogen lenkt er den Blick zum Hochaltar. Den Chor überspannt ein in gotischer Art gestaltetes Sternengewölbe, das zur Seite hin in Stichkappen übergeht. Die Mitte des Gewölbes ziert eine Taube aus Stuck.

Vor der Kirche hängt eine Bronze-Glocke. Sie ist eine Stiftung des Architekten Rupert von Miller und seiner Familie und sollte ursprünglich zusammen mit drei weiteren Bronzeglocken vom Kirchturm erklingen. Aus Kostengründen wurde aber vom Kirchenbauverein Gussstahlglocken aus einer Bochumer Glockengießerei gekauft. Ähnlich der bekannten Kriegerglocke bei Rovereto nahe Trient in Italien ließ Johannes Gansler, der erste Pfarrer von Bad Wiessee, diese Bronze-Glocke an dem Platz vor der Kirche anbringen. Sie wird heute noch jeden Sonn- und Feiertag während des Pfarrgottesdienstes zum Gedenken an die Gefallenen und alle Opfer der beiden Weltkriege sowie beim Begräbnis eines Kriegsteilnehmers geläutet. Sie soll als "Friedensglocke" alle Menschen zu Versöhnung und Frieden aufrufen.

Aus dem Kirchenführer des Katholischen Pfarramtes Bad Wiessee