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Ausflug von Tegernsee nach dem Bade Kreuth


Der Weg dahin geht nach Süden durch das Weissachthal und beträgt 3 ½ Poststunden. Der Fußgänger kann sich von der Point nach Egern übersetzen lassen, wodurch der Weg um eine halbe Stunde abgekürzt wird. Nach einer Viertelstunde Wegs gelangt man von Tegernsee, am Fuße des Lehberges hin, zu dem Schwefelbrunnen am Schwaighof. Seine Nähe verkündet ein Schwefelgeruch, der besonders bei Regenwetter sich weithin verbreitet. Die Quelle fließt, zur Linken der Strasse in einen Röhrbrunnen. Der höchstselige König ließ dieselbe vom Abhange eines benachbarten Hügels, wo sie entspringt, in hölzernen Röhren hierher leiten und fassen. Ueber einer Ruhebank hat sich dafür die Dankbarkeit der Anwohner in folgenden, leider fast erloschenen Zeilen ausgesprochen:

„Auch diese Quelle voll heilender Kraft erinnert an den großmütigen König, der ihren Lauf an dieser Stelle öffnete im Jahre 1821. O daß sie nie versiegen möge, wie die dankbare Erinnerung an ihn, der die Quelle von tausend Wohlthaten in diesem stillen Thale war.“

Die Quelle war schon 1512 dem Kloster bekannt. Bei dem Zudrang der Kranken soll eine pestartige Krankheit entstanden und darauf dieselbe ausgeblieben seyn oder doch wenigstens ihre Heilkraft verloren haben.

Bei der Brücke, die über die Rottach, einem Bergflüßchen, führt, eröffnet sich die Aussicht in zwei romantische Thäler. Gegen Südost (zur Linken) zieht sich das Rottachthal in einer reizenden Fernsicht hin, durchschlängelt von den spiegelhellen Fluten der Rottach und eingeschlossen von himmelanstrebenden Bergen.

An den Lehberg schließt sich der Tufenberg, das Tufenbergeck und der Kühzagl; den Hintergrund bildet der Peißenberg und die Bodenspitze. Jenseits wird das Thal von dem schöngeformten Wallberge begrenzt. Mit dem Dorfe Rottach, wo sich ein Eisenhammer mit Faßgebläse befindet, betritt man das Weissachthal, das mit einer fruchtbaren Ebene beginnt, auf der manche schöne Baum- und Häusergruppe das Auge ergötzt und das dann, allmählich sich verengend, sich zwischen himmelhohe Berge hineinzieht. Den Eingang zur Rechten bildet der Ringberg, an dessen Fuß die Strasse hinläuft; zur Linken erhebt sich der großartige Wallberg, dessen oberste Kante, die Mauer genannt, kahl in die Wolken ragt. Bei dem Hofbauern führt die Brücke über die Weissach, die während des ganzen Weges zur Linken bleibt; dann durch Reitrain zu dem Dörfchen Enterbach, bei dem, nahe an der Strasse, zur Rechten der Marmorbruch liegt. Er soll im J. 1683 entdeckt, und von dem Abte Bernhard sogleich zur Verschönerung des Klosters benützt worden seyn. Der Choraltar in der Kirche zu Tegernsee, jener in der Pfarrkirche zu St. Peter in München, die schönen 20 Schuh hohen Säulen des Vestibuls im k. Schlosse in Schleißheim, die Vorhalle im k. Schlosse Tegernsee, der Fußboden in der Glyptothek zu München sind aus seinen Schätzen hervorgegangen. Selbst nach Wien fanden Lieferungen statt. Der Marmorbruch lag nach Aufhebung des Klosters eine Zeit lang öde. Im Jahre 1817 ward auf Befehl des höchstseligen Königs die Bearbeitung desselben wieder begonnen, worauf eine Inschrift auf grauem Marmor in der Hauptwerkstätte mit den Worten hinweist: „Maximilian Joseph gibt diese unbenützten Schätze der Kunst und dem Vaterlande wieder. Seines Königs Wille vollführte Georg von Reichenbach 1820.“

In den zwei großen Gebäuden sind die von Reichenbach trefflich construirten Maschinen in Thätigkeit. Zwei Sägen schneiden mit langsamer, aber sicherer Kraft einen Marmorblock in Platten, eine kleinere stellt die scharfen Kanten her, und wieder einer formt kreisförmige Stücke, die eine Drehmaschine vollendet. Die in Gyps befestigten Marmorplatten schleift die Poliermaschine zur spiegelähnlichen Fläche. Unterhalb des Gebäudes der Marmorschleife befindet sich die Schussermühle, wo kleine Kugeln gemacht werden. In dem Vorrathshause sieht man stets vollendete Arbeiten zum Verkaufe vorräthig. Es brechen hier folgende Marmorarten: 1) Schwarzer mit weißen Adern, 2) bollarrother, 3) rother Breccienmarmor, 4) grauer, 5) gelber, 6) gelber mit weißen Flecken, 7) grauer mit gelben Flecken.

Nicht weit von dem Marmorbruche weist eine Tafel zu dem Wasserfalle des Lohbachs hin. Man folgt dem rechten Ufer desselben und erreicht in einer viertel Stunde den Fall, der, wenn sein Wasser durch Regengüsse genährt worden ist, zu einem der schönsten in der Umgebung gehört. Wir kehren nun, auf die Landstrasse zurück. Sie führt durch Scharling nach Brunnhügel. Auf diesem Wege liegt rechts Point, links am Setzberge die Groß-Roßsteinwand, wo in älteren Zeiten sich ein großer Theil des Berges losgerissen und der Weissach eine andere Richtung gegeben hat. Von Brunnhügel gelangt man nach Kreuth, einem Pfarrdorfe mit einem Wirtshause. Der Ort liegt in einem freundlichen Thalkessel, der von schön geformten Bergen gebildet wird. Zur Rechten ragt schroff der Leonhardstein (4975 F.) empor, dessen Spitze ein eisernes Kreuz schmückt, zur Linken lagern sich auf grünen Matten die Häusergruppen von Mühlau, Wieden und Riedlern und darüber hin erhebt sich der Setzberg (5871 F.) mit seinen Alpenhütten.

Das Dorf Kreuth ist gewöhnlich der Sammelplatz der Badgäste, die im Falle, daß im Bade selbst Mangel an Zimmern ist, hier Unterkunft finden. Die Kirche, die malerisch auf einem Hügel liegt, ist eine der ältesten religiösen Stiftungen der Umgebung. Nach der Tegernseer Chronik hat hier im J. 1184 der Abt Rupert eine steinerne Kapelle zu Ehren des hl. Leonhard erbaut. Als dieselbe baufällig geworden, ließ sie im J. 1491 der Abt Konrad V. abtragen und die jetzige Kirche errichten; der Kirchhof enthält sehenswerte Denkmale. Hier schläft mancher, von der letzten mühseligen Badreise erschöpft, den ewigen Schlaf. Unter den Leichensteinen ist besonders einer Beachtung werth. Der höchstselige König, der Verdienste zu würdigen verstand, setze ihn dem Andenken eines verdienten Offiziers. Die Inschrift lautet: „Jakob von Wolf k. b. Major der Kavallerie ec. ec., den tapfern Krieger, der in mancher heißen Schlacht für seines Vaterlandes Ruhm geblutet und auf der Reise nach dem Bade Kreuth plötzlich vom Tode überrascht wurde, der in blutigen Feldzügen seiner schonte, ehret durch dieses Denkmal sein König und Herr.“

Nach der 17. Stundensäule kommt man, an dem Bauernhofe zum Mannhard vorüber, zu dem Platze, wo die Schanze stand, die im österreichischen Erbfolgekriege die Bayern gegen die Tiroler aufwarfen; darauf gelangt man zu dem Jagdhause Sr. K. H. des Prinzen Karl, (von den Badgästen Karlsruh genannt), das in einer romantischen Lage am Fusse des Badlahner zur Rechten der Strasse, an dem Punkte liegt, wo sich einander gegenüber zwei Thäler öffnen. Es ist im einfachen Style der Gebirgshäuser erbaut und diente zum Absteigsquartiere, wenn S. k. Hoheit die Jagd bei der Glashütte zu besuchen pflegte. Links blickte man in das Langenauerthal, aus dem der Sagenbach herabfließt, der sich hier mit der Weissach vereinigt und wo der Riglspitz und der Hohlenstein sich als Eingangspforten aufthürmen. Rechts führt die Strasse in´s Achenthal,  wo auf der einen Seite das Grüneck, auf der andern der Gernberg sich erheben. Hat man nun die Weissachbrücke, gewöhnlich die Badbrücke genannt, passirt, so zieht sich die Strasse, am Fusse des Hohlensteines über eine etwas steile Anhöhe, den Badberg, zu dem Wildbade selbst hinan.

Aus Tegernsee und seine Umgebung von Dr. Joseph von Hefner, München 1838